Page 154 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2021. Opereta med obema svetovnima vojnama ▪︎ Operetta between the Two World Wars. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 5
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opereta med obema svetovnima vojnama
Trotz der ungünstigen ideologischen Beurteilung brachte Columbi
ne ihrem Autor wahre Anerkennung. Rjabow überwand letztendlich den
Hunger und die Not seiner Jugend, bekam eine feste Anstellung als Kon-
zertmeister am Charkiwer Operntheater und wirkte parallel als Dirigent
am Russischen Theater für Musikkomödie. Für dieses Theater schrieb er
mehr oder weniger erfolgreiche Musikstücke.
Bald wurde das Russische Theater für Musikkomödie geschlossen und
stattdessen am 1. Oktober 1929 in Charkiw das erste ukrainische Staatsthe-
ater für Musikkomödie eröffnet. Für die Premiere wählte man die „aktua-
lisierte“ klassische französische Operette von J. Offenbach Orpheus in der
Unterwelt. Natürlich musste der „bürgerliche“ Inhalt der Operette in den
neuen ideologischen Realien auf eine revolutionäre Weise umgeschrieben
werden. Die neuen Texte verfasste der bekannte ukrainische Schriftsteller
Ostap Wyschnia; die musikalischen Ergänzungen stammten aus der Feder
der Komponisten Julij Mejtus und Mychajlo Titz sowie Oleksij Rjabow, der
auch als Dirigent sowohl diese als auch einige andere Aufführungen leite-
te. In entsprechend ideologisch umgewandelter Form wurden The Mika
do or The Town of Titipu von Arthur Sullivan, The Geisha, a Story of a Tea
House von Sidney Jones, Rose-Marie von Rudolph Friml erfolgreich aufge-
führt. Diese Praxis war für Rjabows eigenes Operetten-Schaffen von groß-
er Bedeutung.
Ein paar Worte sollten auch der Truppe dieses Theaters sowie sei-
nem Regisseur gewidmet werden. Gründer des Theaters war Les Kurbas
(1887–1937), einer der bekanntesten ukrainischen Regisseure, Reformator
des Nationaltheaters, Schauspieler, Dramatiker und Übersetzer. Er schar-
te in diesem Theater seine beste Zöglinge sowie Kollegen um sich, die mit
ihm früher noch im experimentellen Theater „Beresil“ zusammengewirkt
hatten und in Fragen der Theater-Ästhetik mit ihm gleichgesinnt waren.
Juri Stanischewski fügt ihre Familiennamen hinzu: „Januarij Bortnik, Bo
rys Balaban, Damian Kozatschkowsky, Marian Kruschelnytsky, Ambrosij
Butschma, Volodymyr Sklarenko“.12
Musik spielte im Theater von Kurbas eine bedeutende Rolle. Wenn
man die Leistungen des Regisseurs analysiert, erkennt man gleich, dass er
auf musikalische Szenen und Symbole in seinen Bühnenkonzeptionen stets
aufmerksam machte. Kurbas von Anfang an Musiker aus Berufung, der
gut Klavier spielte, frei improvisieren konnte und dieses Talent in seinen
originellen Bühnenkonzepten voll einzusetzen wusste. Deshalb sah er die
12 Stanischewski, „Die ukrainische Operette: Probleme, Suchen, Paradoxe“, 37.
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Trotz der ungünstigen ideologischen Beurteilung brachte Columbi
ne ihrem Autor wahre Anerkennung. Rjabow überwand letztendlich den
Hunger und die Not seiner Jugend, bekam eine feste Anstellung als Kon-
zertmeister am Charkiwer Operntheater und wirkte parallel als Dirigent
am Russischen Theater für Musikkomödie. Für dieses Theater schrieb er
mehr oder weniger erfolgreiche Musikstücke.
Bald wurde das Russische Theater für Musikkomödie geschlossen und
stattdessen am 1. Oktober 1929 in Charkiw das erste ukrainische Staatsthe-
ater für Musikkomödie eröffnet. Für die Premiere wählte man die „aktua-
lisierte“ klassische französische Operette von J. Offenbach Orpheus in der
Unterwelt. Natürlich musste der „bürgerliche“ Inhalt der Operette in den
neuen ideologischen Realien auf eine revolutionäre Weise umgeschrieben
werden. Die neuen Texte verfasste der bekannte ukrainische Schriftsteller
Ostap Wyschnia; die musikalischen Ergänzungen stammten aus der Feder
der Komponisten Julij Mejtus und Mychajlo Titz sowie Oleksij Rjabow, der
auch als Dirigent sowohl diese als auch einige andere Aufführungen leite-
te. In entsprechend ideologisch umgewandelter Form wurden The Mika
do or The Town of Titipu von Arthur Sullivan, The Geisha, a Story of a Tea
House von Sidney Jones, Rose-Marie von Rudolph Friml erfolgreich aufge-
führt. Diese Praxis war für Rjabows eigenes Operetten-Schaffen von groß-
er Bedeutung.
Ein paar Worte sollten auch der Truppe dieses Theaters sowie sei-
nem Regisseur gewidmet werden. Gründer des Theaters war Les Kurbas
(1887–1937), einer der bekanntesten ukrainischen Regisseure, Reformator
des Nationaltheaters, Schauspieler, Dramatiker und Übersetzer. Er schar-
te in diesem Theater seine beste Zöglinge sowie Kollegen um sich, die mit
ihm früher noch im experimentellen Theater „Beresil“ zusammengewirkt
hatten und in Fragen der Theater-Ästhetik mit ihm gleichgesinnt waren.
Juri Stanischewski fügt ihre Familiennamen hinzu: „Januarij Bortnik, Bo
rys Balaban, Damian Kozatschkowsky, Marian Kruschelnytsky, Ambrosij
Butschma, Volodymyr Sklarenko“.12
Musik spielte im Theater von Kurbas eine bedeutende Rolle. Wenn
man die Leistungen des Regisseurs analysiert, erkennt man gleich, dass er
auf musikalische Szenen und Symbole in seinen Bühnenkonzeptionen stets
aufmerksam machte. Kurbas von Anfang an Musiker aus Berufung, der
gut Klavier spielte, frei improvisieren konnte und dieses Talent in seinen
originellen Bühnenkonzepten voll einzusetzen wusste. Deshalb sah er die
12 Stanischewski, „Die ukrainische Operette: Probleme, Suchen, Paradoxe“, 37.
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