Page 197 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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das olmützer provinztheater und seine beziehung zu marburg und laibach

bemühte: „Man kann daraus ersehen, dass Herr Direktor Schmid bis zum
letzten Augenblicke seinen wahrhaft künstlerischen Intentionen getreu
bleibt“,24 konstatierte die Kritik vor dem Ende der Saison im Jahr 1904.
Die stürmischen Ovationen beim letzten Theaterabend waren ihrer Mei-
nung nach der Beweis, „dass sich die Direktion Schmid hier der wärmsten
Sympathien zu erfreuen hat“,25 gleichzeitig wurde das gesamte sechsjährige
Wirken Schmids als sehr erfolgreich bewertet.26 Gemeinsam mit Schmid
gingen noch mehrere Mitglieder des Marburger Ensembles nach Olmütz
(Max Nekut, Leopold Lee, Hans Löffler, Mila Greven) und auch seine Frau,
die in Marburg sehr populäre Schauspielerin Alma Schmid.

Schmids Konkurrent bei der Bewerbung um die Leitung des Olmützer
Stadttheaters war der damalige Laibacher Theaterdirektor Berthold Wolf,
der zur gleichen Zeit das städtische Theater in Franzensbad leitete. In Ol-
mütz erwarteten Schmid bereits andere Aufgaben, denn hier musste er die
Anforderung der deutschen Stadtregierung an ein Repertoire erfüllen, in
dem das deutsche klassische Drama und die deutsche Oper bevorzugt wur-
den. Gleichzeitig musste er in diesen Jahren einen Ausweg aus der Besu-
cherkrise des Theaters suchen, die aufgrund der Konkurrenz einer neuen
Form der Unterhaltung entstanden war: des Kinos. Obwohl sich dieser Di-
rektor hier nicht der gleichen Popularität wie in Marburg erfreute, erfährt
der Opernbetrieb in Olmütz im Laufe der Schmidschen Ära doch eine ge-
wisse Stabilisierung.

Das Stadttheater in Marburg wurde in den Jahren 1911–1913 Ort des
Wirkens für Dr. Robert Schlismann-Brandt, der später über einen Aufent-
halt im Troppauer Stadttheater 1917 nach Olmütz kam. Von den anderen
Olmützer Theaterdirektoren unterschied er sich durch seine akademische
Bildung, die er an den Universitäten in Bonn, München und Zürich er-
halten hatte; seine Fächer waren Philosophie, Kunstgeschichte und Lite-
ratur. Die Mission des Theaters als erzieherische Institution erfüllte er in
Marburg auch dadurch, dass er Theaterstücke mit vorangehenden theore-
tischen Vorträgen einleitete. Daneben verkörperte er hier auch männliche
Hauptrollen und war als Schauspieler sehr geschätzt, wie an der Kritik sei-
nes letzten Auftritts auf der Marburger Bühne deutlich wird: „Zum letz-
tenmale zeigte Herr Direktor Dr. Schlismann-Brandt sein schönes schau-
spielerisches Können. Reicher und starker Beifall ertönte ihm von allen
Seiten des Theaters entgegen, noch einmal beweisend, wie stark und ein-

24 Marburger Zeitung, 22. 3. 1904.
25 Marburger Zeitung, 29. 3. 1904.
26 Marburger Zeitung, 31. 3. 1904.

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