Page 193 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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das olmützer provinztheater und seine beziehung zu marburg und laibach

Trnka-Gesellschaft im Wirtshaus Bei der Stadt Olmütz und dann ab Ende
der 90er Jahre in einem neu erbauten Saal des Olmützer Gesangs- und Mu-
sikvereins Žerotín aufführen ließ.

Laibach und Marburg erscheinen auch in den Biographien von Sän-
gern,11 Kapellmeistern und Direktoren, die in Olmütz ab dem Ende der
1870 Jahre wirkten. Olmütz wurde, wie im Fall des Direktors Julius Fritz-
sche (1844–1907), der 1878 direkt aus Laibach nach Olmütz gekommen war,
zu einer Umsteigestation auf dem Weg zu bedeutenderen Direktorenpo-
sten in Deutschland. In seinem Lebenslauf für das Olmützer Stadtthea-
ter erwähnt Fritzsche auch seine Erfahrungen mit einem Opernbetrieb,
die er als Leiter des neu erbauten Sommertheaters im Kurort Meidlingen
bei Wien gesammelt hatte. In Laibach betrieb er aber lediglich Schauspiel
und Operette, wo auch seine Ehefrau, die Sängerin Josefine Fritzsche (geb.
Wagner, 1849–1893) auftrat. Aus einem Gutachten aus Laibach an das Ol-
mützer Stadttheater geht hervor, dass sich Fritzsche im ersten Jahr seines
zweijährigen Wirkens im Landschaftlichen Theater als „routinirter Fach-
mann“ erwies, dessen Wirken durchgehend gut aufgenommen worden war.
Besonders wurden seine „stets geordneten Vermögensverhältnisse“, seine
an „Raritäten reiche Bibliothek“ und die „vorzügliche Garderobe“ lobend
hervorgehoben. In der zweiten Saison jedoch habe Fritzsche in Laibach ei-
nen großen Teil der Theaterbesucher verloren, was nach Ansicht des Gut-
achtenautors dem „undelikaten“ Benehmen Fritzsches zuzuschreiben sei,
das auch verhindert habe, dass das Publikum die tatsächlichen Fähigkeiten
seines Theaterdirektors hätte erkennen können. Grund waren doch wohl
eher die Produktionen auf mittelmäßigem Niveau, wovon die kritischen,

11 Zu den bedeutendsten Sängern gehören: Joseph Beck (1848–1903) war in Olmütz in
der Saison 1868/69 engagiert und gastierte hier auch im Jahr 1878 und wirkte un-
mittelbar nach seinem Gesangsstudium in Wien in Laibach. Franz Bucar (1861–?),
auch unter dem Namen Franz Bučar de Petru oder in Olmütz als Franz Kyrilow
bekannt) kam nach Olmütz in der Saison 1893/94; er stammte aus dem sloweni-
schen Teil Kärntens und wirkte vor Beginn seiner Sängerlaufbahn als Lehrer in La-
ibach. Marie Gärtnerová (1877–1965) wirkte in Olmütz in der Saison 1905/06 und
debütierte in Laibach. Antonín Karas (1869–1937) sang in Olmütz während der Sai-
son 1885/96, in Laibach war er 1912/13 engagiert. Der bedeutende Solist zahlreicher
europäischer Opernbühnen und der New Yorker Metropolitan Opera, der gebür-
tige Laibacher Franz Naval (mit bürgerlichem Namen Franz Pogacnik, 1865–1939)
debütierte in Olmütz 1888. Anton Passy-Cornet wurde in Olmütz in der Saison
1894/95 engagiert und im folgenden Jahr in Laibach. František Prošek (Lebensdaten
unbekannt) wirkte in Laibach im Jahr 1871, in Olmütz gastierte er 1880. Koloman
Schmid (1829–1905) war in Laibach 1855–1857 tätig und wurde in Olmütz in der Sa-
ison 1888/89 engagiert. Gustav Schweighofer (1839–1920) sang in Olmütz in den Sa-
isonen 1870/71 und 1888/89; in den 90er Jahren gastierte er in Laibach.

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