Page 194 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju
der ersten Aufführung von Strauss‘ Operette Der Karneval in Rom gewid-
meten Worte im Laibacher Tagblatt zeugen: „Noch nie wurde eine so rei-
che Serie falscher Töne vom Stapel gelassen, eine merkbare Mattigkeit trat
auf der Bühne, Rufe des Missfallens und Zischen im Zuschauerraume in
den Vordergrund.“12 Trotz dem nicht vollkommen positiven Gutachten aus
Laibach und der nur geringen beruflichen Erfahrung mit der Leitung einer
Oper wurde Fritzsche in Olmütz im Jahre 1878 angenommen, und zwar vor
allem deshalb, weil sich für deren Anmietung insgesamt nur zwei Bewer-
ber interessierten, also außer Fritzsche noch Eduard Bachmann aus Karls-
bad.13 Als Fritzsche in Olmütz die Möglichkeit erhielt, auch den Opernbe-
trieb zu leiten, bemühte er seine künstlerischen Ansprüche mit voller Kraft
zu entwickeln. An ihnen erschöpfte er sich aber finanziell bereits in der er-
sten Saison deutlich, als er außer sechs Operetten-Neuheiten zum ersten
Mal in Olmütz Verdis Aida in prunkvoller Ausstattung und Webers Obe-
ron und Euryanthe inszenierte. Als ihm die Stadt im zweiten Jahr Subventi-
onen verweigerte, verlor er das Interesse, dieses Verlustunternehmen fort-
zuführen und ging zu günstigeren Bedingungen nach Hamburg und noch
ein Jahr später nach Berlin, wo er erfolgreich die Operettenbühne leitete.14
Als Schauspieler an vielen Orten der österreichisch-ungarischen Mo-
narchie, einschließlich Laibach, wirkte auch Emanuel Raul (1843–1916),
Fritzsches Nachfolger auf dem Direktorenposten in Olmütz, unter dessen
Leitung gegen Ende der Saison 1882/83 Gustav Mahler nach Olmütz beru-
fen wurde, der hier die Leitung des Opernorchesters für den Vorgänger,
Kapellmeister Emil Kaiser, übernehmen sollte, mit welchem Direktor Raul
in einen Konflikt geraten war. Gustav Mahler nahm diese kurzzeitige Stel-
le (es handelte sich nur um zwei Monate) in der Hoffnung auf ein weiteres
berufliche Fortkommen an, denn herrührend aus der Direktorenära Fried-
rich Blums herrschte in Theaterkreisen noch das Bewusstsein von Olmütz
als einem sehr gutem Theater unter den übrigen Provinzbühnen.15 Sofort
nach dem Antritt der Stelle bemerkte er jedoch, dass sich das Theater in
keinem guten Zustand befand, dass es im Gegenteil gerade eine Etappe der
größten Misere in der bisherigen Geschichte seiner Existenz durchlief. Er
fand den Theaterfundus in unerfreulichem Zustand vor und gespielt wur-
12 Laibacher Tagblatt, 15. 3. 1877.
13 Mährisches Tagblatt, 18. 2. 1878.
14 Zunächst das Friedrich-Wilhelmstädtische Theater; später kaufte er das Woltersdor-
f-Theater, wo er nach einem Umbau eine erstklassige Berliner Operettenbühne auf-
baute, das Neue Friedrich-Wilhelmstädtische Theater.
15 Alfred Rosenzweig-Mathis, Gustav Mahler. New Insights into His Life, Times and
Work (Aldershot: Ashgate, 2007), 166.
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der ersten Aufführung von Strauss‘ Operette Der Karneval in Rom gewid-
meten Worte im Laibacher Tagblatt zeugen: „Noch nie wurde eine so rei-
che Serie falscher Töne vom Stapel gelassen, eine merkbare Mattigkeit trat
auf der Bühne, Rufe des Missfallens und Zischen im Zuschauerraume in
den Vordergrund.“12 Trotz dem nicht vollkommen positiven Gutachten aus
Laibach und der nur geringen beruflichen Erfahrung mit der Leitung einer
Oper wurde Fritzsche in Olmütz im Jahre 1878 angenommen, und zwar vor
allem deshalb, weil sich für deren Anmietung insgesamt nur zwei Bewer-
ber interessierten, also außer Fritzsche noch Eduard Bachmann aus Karls-
bad.13 Als Fritzsche in Olmütz die Möglichkeit erhielt, auch den Opernbe-
trieb zu leiten, bemühte er seine künstlerischen Ansprüche mit voller Kraft
zu entwickeln. An ihnen erschöpfte er sich aber finanziell bereits in der er-
sten Saison deutlich, als er außer sechs Operetten-Neuheiten zum ersten
Mal in Olmütz Verdis Aida in prunkvoller Ausstattung und Webers Obe-
ron und Euryanthe inszenierte. Als ihm die Stadt im zweiten Jahr Subventi-
onen verweigerte, verlor er das Interesse, dieses Verlustunternehmen fort-
zuführen und ging zu günstigeren Bedingungen nach Hamburg und noch
ein Jahr später nach Berlin, wo er erfolgreich die Operettenbühne leitete.14
Als Schauspieler an vielen Orten der österreichisch-ungarischen Mo-
narchie, einschließlich Laibach, wirkte auch Emanuel Raul (1843–1916),
Fritzsches Nachfolger auf dem Direktorenposten in Olmütz, unter dessen
Leitung gegen Ende der Saison 1882/83 Gustav Mahler nach Olmütz beru-
fen wurde, der hier die Leitung des Opernorchesters für den Vorgänger,
Kapellmeister Emil Kaiser, übernehmen sollte, mit welchem Direktor Raul
in einen Konflikt geraten war. Gustav Mahler nahm diese kurzzeitige Stel-
le (es handelte sich nur um zwei Monate) in der Hoffnung auf ein weiteres
berufliche Fortkommen an, denn herrührend aus der Direktorenära Fried-
rich Blums herrschte in Theaterkreisen noch das Bewusstsein von Olmütz
als einem sehr gutem Theater unter den übrigen Provinzbühnen.15 Sofort
nach dem Antritt der Stelle bemerkte er jedoch, dass sich das Theater in
keinem guten Zustand befand, dass es im Gegenteil gerade eine Etappe der
größten Misere in der bisherigen Geschichte seiner Existenz durchlief. Er
fand den Theaterfundus in unerfreulichem Zustand vor und gespielt wur-
12 Laibacher Tagblatt, 15. 3. 1877.
13 Mährisches Tagblatt, 18. 2. 1878.
14 Zunächst das Friedrich-Wilhelmstädtische Theater; später kaufte er das Woltersdor-
f-Theater, wo er nach einem Umbau eine erstklassige Berliner Operettenbühne auf-
baute, das Neue Friedrich-Wilhelmstädtische Theater.
15 Alfred Rosenzweig-Mathis, Gustav Mahler. New Insights into His Life, Times and
Work (Aldershot: Ashgate, 2007), 166.
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