Page 196 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju
und Herrn Direktor Westen bezeichnen […].“20 In der zweiten Saison muss-
te Westen jedoch eine geringe Besucherzahl verzeichnen.21 Am 30. Septem-
ber 1885 begann Westen seine einzige Direktorensaison in Laibach, wo er
die Oberregie und die Operettenregie führte. Auch hier gewann er beim
Publikum vor allem mit der Operette, wobei die erfolgreichste Vorstel-
lung laut Kritik Strauss‘ Zigeunerbaron war, den Westen in Laibach zum
ersten Mal in einer eigenen Inszenierung aufführte.22 Im Gegensatz zu ihm
brachte sein Nachfolger auf der Direktorenstelle, Julius Schulz, wieder eine
Oper auf die Bühne des Landschaftlichen Theaters. Westen kam schließ-
lich ebenfalls zum Opernbetrieb, und zwar gleich in der nachfolgenden
Saison 1887/88 in Olmütz. Hier erwartete ihn jedoch ein halbleeres Theater,
denn viele Menschen gingen nicht einmal in Operettendarbietungen, ob-
wohl die Bewertungen der Kritik meistens sehr günstig ausfielen. Deshalb
verließ der finanziell schon erheblich erschöpfte Westen Olmütz bereits
nach einem Jahr, trat zunächst die Leitung der Sommerbühne in Bremen
an und von 1890 bis zu seinem Tod das relativ erfolgreiche Stadttheater in
Reichenberg.
Leopold Schmid (Geburts- und Todesdatum unbekannt) kam im Jahr
1904 von einem Direktorenposten in Marburg direkt nach Olmütz. Dort
leitete er bis ins dritte Jahr des Ersten Weltkriegs (also 1904–1917) die städ-
tische Bühne, und zwar zunächst in Verbindung mit Carl Rübsam (1860?–
?), ab 1908 dann allein. In Marburg verweilte er von 1898–1904. Neben dem
Schauspiel, wo Schmid auch modernen Dramen nicht auswich (er brach-
te bspw. Hartmanns Fuhrmann Henschel oder Ibsens Nora auf die Büh-
ne), bildeten den Kern des Repertoires Operettenneuigkeiten überwiegend
Wiener Provenienz,23 zu deren Aufführungen ihm ein eigenes 18-köpfiges
Orchester zur Verfügung stand. In Marburg war der Direktor beliebt und
zumindest dem Urteil der zeitgenössischen Kritik zufolge hatte die Büh-
ne unter seiner Leitung in den Intentionen eines Provinztheaters einen ho-
hen künstlerischen Standard, den zu halten er sich bis ganz zum Schluss
20 Marburger Zeitung, 21. 3. 1883.
21 Siehe z. B. Marburger Zeitung, 1. 2. 1884.
22 Laibacher Zeitung, 31. 3. 1886.
23 Zu den erfolgreichsten der in Marburg aufgeführten Operetten während Schmids
Leitung gehörten Der Opernball von Richard Heuberger (erstmals in der Saison
1899/1900), Die Geischa von Sidney Jones (erstmals in der Saison 1900/99), Strau-
ss‘ Wienerblut, Die drei Wünsche von C. M. Ziehrer (erstmals in der Saison 1901/02),
Rastelbinden und Wiener Frauen von Franz Lehár, Der liebe Schatz von Heinrich Re-
inhardt und Frühlingsluft von Johann Strauss (erstmals in der Saison 1902/03) – sie-
he Neuer Theater-Almanach und Marburger Zeitung.
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und Herrn Direktor Westen bezeichnen […].“20 In der zweiten Saison muss-
te Westen jedoch eine geringe Besucherzahl verzeichnen.21 Am 30. Septem-
ber 1885 begann Westen seine einzige Direktorensaison in Laibach, wo er
die Oberregie und die Operettenregie führte. Auch hier gewann er beim
Publikum vor allem mit der Operette, wobei die erfolgreichste Vorstel-
lung laut Kritik Strauss‘ Zigeunerbaron war, den Westen in Laibach zum
ersten Mal in einer eigenen Inszenierung aufführte.22 Im Gegensatz zu ihm
brachte sein Nachfolger auf der Direktorenstelle, Julius Schulz, wieder eine
Oper auf die Bühne des Landschaftlichen Theaters. Westen kam schließ-
lich ebenfalls zum Opernbetrieb, und zwar gleich in der nachfolgenden
Saison 1887/88 in Olmütz. Hier erwartete ihn jedoch ein halbleeres Theater,
denn viele Menschen gingen nicht einmal in Operettendarbietungen, ob-
wohl die Bewertungen der Kritik meistens sehr günstig ausfielen. Deshalb
verließ der finanziell schon erheblich erschöpfte Westen Olmütz bereits
nach einem Jahr, trat zunächst die Leitung der Sommerbühne in Bremen
an und von 1890 bis zu seinem Tod das relativ erfolgreiche Stadttheater in
Reichenberg.
Leopold Schmid (Geburts- und Todesdatum unbekannt) kam im Jahr
1904 von einem Direktorenposten in Marburg direkt nach Olmütz. Dort
leitete er bis ins dritte Jahr des Ersten Weltkriegs (also 1904–1917) die städ-
tische Bühne, und zwar zunächst in Verbindung mit Carl Rübsam (1860?–
?), ab 1908 dann allein. In Marburg verweilte er von 1898–1904. Neben dem
Schauspiel, wo Schmid auch modernen Dramen nicht auswich (er brach-
te bspw. Hartmanns Fuhrmann Henschel oder Ibsens Nora auf die Büh-
ne), bildeten den Kern des Repertoires Operettenneuigkeiten überwiegend
Wiener Provenienz,23 zu deren Aufführungen ihm ein eigenes 18-köpfiges
Orchester zur Verfügung stand. In Marburg war der Direktor beliebt und
zumindest dem Urteil der zeitgenössischen Kritik zufolge hatte die Büh-
ne unter seiner Leitung in den Intentionen eines Provinztheaters einen ho-
hen künstlerischen Standard, den zu halten er sich bis ganz zum Schluss
20 Marburger Zeitung, 21. 3. 1883.
21 Siehe z. B. Marburger Zeitung, 1. 2. 1884.
22 Laibacher Zeitung, 31. 3. 1886.
23 Zu den erfolgreichsten der in Marburg aufgeführten Operetten während Schmids
Leitung gehörten Der Opernball von Richard Heuberger (erstmals in der Saison
1899/1900), Die Geischa von Sidney Jones (erstmals in der Saison 1900/99), Strau-
ss‘ Wienerblut, Die drei Wünsche von C. M. Ziehrer (erstmals in der Saison 1901/02),
Rastelbinden und Wiener Frauen von Franz Lehár, Der liebe Schatz von Heinrich Re-
inhardt und Frühlingsluft von Johann Strauss (erstmals in der Saison 1902/03) – sie-
he Neuer Theater-Almanach und Marburger Zeitung.
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