Page 206 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
P. 206
vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju
Italienisch, wenn auch in den erhaltenen Ausschreibungsunterlagen und
Verträgen zwischen Theaterleitung und Impresario die Sprache nicht als
zwingende Bedingung festgelegt war.
Wer die Organisation einer Spielzeit übernahm, befasste sich nicht
notwendigerweise nur mit Opern, sondern auch mit Prosatheater und
gegen Ende des Jahrhunderts sogar mit Operetten und Varieté. Etwai-
ge von Impresari gegründete Agenturen waren also sozusagen „Multispe-
zialisten“. Wie es damals Brauch war, gaben einige von ihnen außerdem
Kunstzeitschriften heraus, die als Sprachrohr der Theateragentur fungier-
ten, und sie wandten sich auch an die Leiter der Küstenstadttheater mit der
Einladung, ein Abonnement abzuschließen oder zu erneuern. Um nur ei-
nige wenige Beispiele asu dem Gebeit der östlichen Adriaküste zu nennen,
seien die Theateragentur Curiel mit La Frusta, die Agentur von Frances-
co Lamperti mit La Rivista teatrale oder Giovanni Simonetti mit der Zeit-
schrift L’Art genannt.
Wenn Agenten nach Istrien und Dalmatien schrieben, verfolgten sie
das Ziel, sich Aufführungsorte in der Gegend zu sichern – und zwar mehr
als einen. Die Anreise war weit, und so zog man eine ausgiebige Tour ent-
lang der Küste einem einzigen Spieltermin vor. Wem es gelungen war, sich
eine Bühne in Pula zu sichern, der wollte auch Zadar erreichen; wer in Za-
dar auftreten durfte, versuchte, weiter nach Süden zu gelangen, zumindest
bis nach Split. Gewöhnlich reiste man – das legt zumindest der bisherige
Forschungsstand nahe – eher von Norden nach Süden als umgekehrt. Die-
se Reisen kosteten die Impresari im Durchschnitt mehr als der Transport
ihrer Truppen innerhalb der italienischen Halbinsel; und in Anbetracht der
Tatsache, dass sich die Eintrittspreise meist nicht anheben ließen, stellten
sie auf alle Fälle ein finanzielles Risiko dar, zu dem die Vorteile in keinem
Verhältnis standen.
Daher wollten die Truppen sich eine nicht unerhebliche Anzahl an
Vorstellungen garantieren oder bezahlen lassen. Gegen Ende des Jahrhun-
derts waren die Truppen von Rang nicht mehr willens, sich nach Istrien
und Dalmatien zu begeben, wenn sie nicht in Lire bezahlt würden. Beschei-
denere Truppen und Varietékünstler nahmen Engagements an, wenn ihnen
die Hälfte oder zwei Drittel ihres Lohns in Lire ausgezahlt wurden, und ak-
zeptierten den Restbetrag in Kronen. Um eine Truppe zu verpflichten, be-
204
Italienisch, wenn auch in den erhaltenen Ausschreibungsunterlagen und
Verträgen zwischen Theaterleitung und Impresario die Sprache nicht als
zwingende Bedingung festgelegt war.
Wer die Organisation einer Spielzeit übernahm, befasste sich nicht
notwendigerweise nur mit Opern, sondern auch mit Prosatheater und
gegen Ende des Jahrhunderts sogar mit Operetten und Varieté. Etwai-
ge von Impresari gegründete Agenturen waren also sozusagen „Multispe-
zialisten“. Wie es damals Brauch war, gaben einige von ihnen außerdem
Kunstzeitschriften heraus, die als Sprachrohr der Theateragentur fungier-
ten, und sie wandten sich auch an die Leiter der Küstenstadttheater mit der
Einladung, ein Abonnement abzuschließen oder zu erneuern. Um nur ei-
nige wenige Beispiele asu dem Gebeit der östlichen Adriaküste zu nennen,
seien die Theateragentur Curiel mit La Frusta, die Agentur von Frances-
co Lamperti mit La Rivista teatrale oder Giovanni Simonetti mit der Zeit-
schrift L’Art genannt.
Wenn Agenten nach Istrien und Dalmatien schrieben, verfolgten sie
das Ziel, sich Aufführungsorte in der Gegend zu sichern – und zwar mehr
als einen. Die Anreise war weit, und so zog man eine ausgiebige Tour ent-
lang der Küste einem einzigen Spieltermin vor. Wem es gelungen war, sich
eine Bühne in Pula zu sichern, der wollte auch Zadar erreichen; wer in Za-
dar auftreten durfte, versuchte, weiter nach Süden zu gelangen, zumindest
bis nach Split. Gewöhnlich reiste man – das legt zumindest der bisherige
Forschungsstand nahe – eher von Norden nach Süden als umgekehrt. Die-
se Reisen kosteten die Impresari im Durchschnitt mehr als der Transport
ihrer Truppen innerhalb der italienischen Halbinsel; und in Anbetracht der
Tatsache, dass sich die Eintrittspreise meist nicht anheben ließen, stellten
sie auf alle Fälle ein finanzielles Risiko dar, zu dem die Vorteile in keinem
Verhältnis standen.
Daher wollten die Truppen sich eine nicht unerhebliche Anzahl an
Vorstellungen garantieren oder bezahlen lassen. Gegen Ende des Jahrhun-
derts waren die Truppen von Rang nicht mehr willens, sich nach Istrien
und Dalmatien zu begeben, wenn sie nicht in Lire bezahlt würden. Beschei-
denere Truppen und Varietékünstler nahmen Engagements an, wenn ihnen
die Hälfte oder zwei Drittel ihres Lohns in Lire ausgezahlt wurden, und ak-
zeptierten den Restbetrag in Kronen. Um eine Truppe zu verpflichten, be-
204