Page 210 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju
einem späteren Zeitpunkt vorbehalten. Die erste Phase bestand aus einer
brieflichen Zusendung eines einfachen Programmentwurfes. Dies geschah
üblicherweise eine Saison im Voraus, d. h. man begann die Verhandlungen
für den Herbst im Mai. Manch einer aber reichte seine Bewerbung erst ei-
nen Monat oder noch weniger im Voraus ein, sei es, weil es bei der Orga-
nisation zu Verzögerungen gekommen war, oder aus der stillschweigenden
Hoffnung – oder Gewissheit –, dass der Kollege, der den Auftrag für die
fragliche Saison erhalten hatte, diesen nicht würde erfüllen können und so-
mit ein Ersatz nötig werden würde.15
Was teilten die Impresari in diesen Briefen mit? Im Wesentlichen
eine Auflistung ihrer Künstler und Werke. Die Werke wurden dann mit
der Theaterdirektion abgestimmt, wobei die Direktion mancher Küsten-
stadttheater die Auswahl zusätzlich von der Aktionärsversammlung bestä-
tigen lassen musste. Wenn diese, wie in Zadar, aus 48 Aktionären bestand,
kann man sich vorstellen, dass die Entscheidungsfindung umso länger und
mühsamer war, je mehr Personen daran beteiligt waren.16
Manche Impresari hatten gleich eine Broschüre erstellt, die sie den
Theaterdirektionen zusenden konnten, anstatt denselben Brief dutzende
15 Vgl. z. B. den Brief des Impresario Vecchi an die Theaterdirektion von Zadar, aufge-
setzt am 27. 3. 1885, der sich auf die unmittelbar bevorstehende Frühlingssaison be-
zieht, HR-DAZD-252, Ordner 5.
16 Die Aktionäre finanzierten die Oper und wollten daher auch ein Wörtchen mitre-
den. Es sind sogar Fälle von Aktionären belegt, die, wenn sie mit der Werkauswahl
des Impresarios nicht einverstanden waren, nach einer Verlustsaison das investierte
Geld zurückforderten. Innocente Monass etwa schrieb an die Theaterdirektion von
Zadar: „Ehrenwerte Direktion! Im Namen meiner Gattin, der Besitzerin von Loge 10,
1. Rang, hatte ich vor einiger Zeit eine Gebühr von 40 Kronen für die Spielzeit 1906
zu entrichten. Da nach dem Misserfolg von Rigoletto nun auch Lucia di Lammermoor
vom Spielplan genommen wird und somit die gesamte Spielzeit sich auf die Auffüh-
rung des Mefistofele reduziert, und da dem Impresario infolge der Nichteinhaltung
seiner vertraglichen Verpflichtungen mit Sicherheit jegliche Subventionen gestrichen
worden sind, ersuche ich die ehrenwerte Direktion, mir gütigst oben genannte Ge-
bühr zu erstatten – umso mehr, als, soweit ich unterrichtet bin, auch andere Logen-
inhaber mit vollem Recht ihren Beitrag verweigert haben. [„Spettabile Direzione! A
nome della mia consorte quale proprietaria del palco di I ordine n. 10 ebbi tempo fa
a versare il canone di corone 40 per la stagione d’opera 1906. Visto ora che in seguito
all’insuccesso del Rigoletto venne anche desistito dalla rappresentazione di Lucia di
Lammermoor, e che quindi tutta la stagione d’opera si ridusse alla sola rappresentazi-
one del Mefistofele, e certo che all’impresario sarà stata negata qualsiasi sovvenzione
non avendo egli corrisposto ai relativi suoi obblighi contrattuali, prego Essa spettabi-
le Direzione a volermi restituire il suddetto canone, ciò tanto più in quanto mi consta,
avere anche altri palchettisti rifiutato con piena ragione e diritto il proprio contribu-
to.“] Zadar, 17. 11. 1906, HR-DAZD-252, Ordner 22.
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einem späteren Zeitpunkt vorbehalten. Die erste Phase bestand aus einer
brieflichen Zusendung eines einfachen Programmentwurfes. Dies geschah
üblicherweise eine Saison im Voraus, d. h. man begann die Verhandlungen
für den Herbst im Mai. Manch einer aber reichte seine Bewerbung erst ei-
nen Monat oder noch weniger im Voraus ein, sei es, weil es bei der Orga-
nisation zu Verzögerungen gekommen war, oder aus der stillschweigenden
Hoffnung – oder Gewissheit –, dass der Kollege, der den Auftrag für die
fragliche Saison erhalten hatte, diesen nicht würde erfüllen können und so-
mit ein Ersatz nötig werden würde.15
Was teilten die Impresari in diesen Briefen mit? Im Wesentlichen
eine Auflistung ihrer Künstler und Werke. Die Werke wurden dann mit
der Theaterdirektion abgestimmt, wobei die Direktion mancher Küsten-
stadttheater die Auswahl zusätzlich von der Aktionärsversammlung bestä-
tigen lassen musste. Wenn diese, wie in Zadar, aus 48 Aktionären bestand,
kann man sich vorstellen, dass die Entscheidungsfindung umso länger und
mühsamer war, je mehr Personen daran beteiligt waren.16
Manche Impresari hatten gleich eine Broschüre erstellt, die sie den
Theaterdirektionen zusenden konnten, anstatt denselben Brief dutzende
15 Vgl. z. B. den Brief des Impresario Vecchi an die Theaterdirektion von Zadar, aufge-
setzt am 27. 3. 1885, der sich auf die unmittelbar bevorstehende Frühlingssaison be-
zieht, HR-DAZD-252, Ordner 5.
16 Die Aktionäre finanzierten die Oper und wollten daher auch ein Wörtchen mitre-
den. Es sind sogar Fälle von Aktionären belegt, die, wenn sie mit der Werkauswahl
des Impresarios nicht einverstanden waren, nach einer Verlustsaison das investierte
Geld zurückforderten. Innocente Monass etwa schrieb an die Theaterdirektion von
Zadar: „Ehrenwerte Direktion! Im Namen meiner Gattin, der Besitzerin von Loge 10,
1. Rang, hatte ich vor einiger Zeit eine Gebühr von 40 Kronen für die Spielzeit 1906
zu entrichten. Da nach dem Misserfolg von Rigoletto nun auch Lucia di Lammermoor
vom Spielplan genommen wird und somit die gesamte Spielzeit sich auf die Auffüh-
rung des Mefistofele reduziert, und da dem Impresario infolge der Nichteinhaltung
seiner vertraglichen Verpflichtungen mit Sicherheit jegliche Subventionen gestrichen
worden sind, ersuche ich die ehrenwerte Direktion, mir gütigst oben genannte Ge-
bühr zu erstatten – umso mehr, als, soweit ich unterrichtet bin, auch andere Logen-
inhaber mit vollem Recht ihren Beitrag verweigert haben. [„Spettabile Direzione! A
nome della mia consorte quale proprietaria del palco di I ordine n. 10 ebbi tempo fa
a versare il canone di corone 40 per la stagione d’opera 1906. Visto ora che in seguito
all’insuccesso del Rigoletto venne anche desistito dalla rappresentazione di Lucia di
Lammermoor, e che quindi tutta la stagione d’opera si ridusse alla sola rappresentazi-
one del Mefistofele, e certo che all’impresario sarà stata negata qualsiasi sovvenzione
non avendo egli corrisposto ai relativi suoi obblighi contrattuali, prego Essa spettabi-
le Direzione a volermi restituire il suddetto canone, ciò tanto più in quanto mi consta,
avere anche altri palchettisti rifiutato con piena ragione e diritto il proprio contribu-
to.“] Zadar, 17. 11. 1906, HR-DAZD-252, Ordner 22.
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