Page 214 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju
Theaterdirektor Mazzoleni jedoch erklärte in einem Brief an den Impresa-
rio Giuseppe Ponzio, dass man aus Prinzip keine Kaution leisten dürfe und
eine solche Forderung in Theaterkreisen nicht üblich sei. Auf diese Weise
würde man nur einen Präzedenzfall schaffen.25
Was die Noten für Sänger und Orchester betraf, so wurden diese von
der Theaterdirektion oder vom Impresario bei Verlegern oder deren Vertre-
tern angefordert. Etliche Anfragen von der Adriaküste ergingen an Carlo
Schmidl, Vertreter der Casa Ricordi in Triest.26 Die Theaterdirektion oder
der Impresario schickte eine Auflistung der benötigten Parts (Instrumente
25 „Schreiben Sie diesem Herrn Bonaventura, wenn die Theaterleitung von Šibenik Ih-
nen gegenüber genug Vertrauen aufbringt, um Ihnen das Theater zu reservieren,
ohne Sie eine Kaution überweisen zu lassen (wie das in Theaterkreisen so üblich
ist), dann kann auch eine Triester Schneiderei Ihnen so weit vertrauen, dass sie Ih-
nen diese paar Kostüme leiht, ohne dafür eine Garantie zu benötigen. Das ist näm-
lich in Theaterkreisen nicht üblich, und die Direktion kann aus Prinzip, und um
keinen Präzedenzfall zu schaffen, der Schneiderei hierin nicht nachgeben. Ein Im-
presario wie Sie, der kein Neueinsteiger mehr ist, sondern dem die Theaterdirekti-
on von Lošinj Referenzen ausstellen kann, hat ein Recht auf dieses bisschen Vertrau-
en vonseiten einer Theaterschneiderei. Ich habe zwar mit dieser speziellen selbst nie
Geschäfte gemacht, da sie als sehr teuer bekannt ist, aber von keiner anderen ist mir
je eine derartige Forderung untergekommen. So eine Garantie kann die oberste Ebe-
ne einfordern, aber nicht eine untergeordnete, und man weiß ja nicht, welche An-
sprüche Herr Bonaventura bei der Rückgabe der Kostüme als nächstes stellen wird.
Wenn es die Direktion ist, die auf Nummer sicher geht, bereiten diese Herren Lie-
feranten einem alle möglichen Scherereien, und selbst stellen sie die unmöglichs-
ten Ansprüche.“ [„Scriva a quel Signor Bonaventura che se la Direzione del teatro di
Sebenico si è fidata di riservarle il teatro senza farLe versare una cauzione cosa che
è nelle consuetudini teatrali, anche la sartoria di Trieste può fidarsi di noleggiarLe
quei pochi vestiti senza bisogno di garanzie che non esistono nelle consuetudini te-
atrali e che la Direzione per principio e per non crear precedenti verso la sartoria non
può concedere. Un impresario come Lei non più persona nuova ma della quale può
dar referenze la direzione del Teatro di Lussino ha il diritto di questo poco di fidu-
cia da parte di una sartoria teatrale. Colla stessa io non ho fatto mai affari sapendola
molto cara, ma mai da nessun altra vennero richieste di questo genere. Poteva anda-
re una garanzia richiesta da una prima piazza, ma non dalle piazze successive, inqu-
antochè non si può mai sapere che esigenze può avere più tardi il Signor Bonaventura
alla restituzione dei vestiti. Quando si tratta di direzioni sapendo di andare su sicuro
creano mille noie e hanno esigenze d’ogni genere questi signori fornitori.“] Brief von
Mazzoleni an den Impresario Giuseppe Ponzio, 8. 4. 1911, HR-DAŠI-103, Ordner 10.
26 Vgl. z. B. den Briefwechsel bezüglich der Ausleihkosten für die Noten zum Poliuto in
Zadar 1914, HR-DAZD-252, Ordner 24; oder die Anfragen von Giovanni Mazzoleni
aus Šibenik für Il Trovatore und La Traviata aus dem Jahr 1909, HR-DAŠI-103, Ord-
ner 9. Carlo Schmidl gründete 1889 die Firma Carlo Schmidl & Co., die 1902 in der
Casa Ricordi aufging. Für Ricordi eröffnete er 1901 eine Filiale in Leipzig, die er bis
1906 leitete, vgl. den Eintrag „Carlo Schmidl“ im Dizionario Enciclopedico Universa-
le della Musica e dei Musicisti, Bd. 7, 5.
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Theaterdirektor Mazzoleni jedoch erklärte in einem Brief an den Impresa-
rio Giuseppe Ponzio, dass man aus Prinzip keine Kaution leisten dürfe und
eine solche Forderung in Theaterkreisen nicht üblich sei. Auf diese Weise
würde man nur einen Präzedenzfall schaffen.25
Was die Noten für Sänger und Orchester betraf, so wurden diese von
der Theaterdirektion oder vom Impresario bei Verlegern oder deren Vertre-
tern angefordert. Etliche Anfragen von der Adriaküste ergingen an Carlo
Schmidl, Vertreter der Casa Ricordi in Triest.26 Die Theaterdirektion oder
der Impresario schickte eine Auflistung der benötigten Parts (Instrumente
25 „Schreiben Sie diesem Herrn Bonaventura, wenn die Theaterleitung von Šibenik Ih-
nen gegenüber genug Vertrauen aufbringt, um Ihnen das Theater zu reservieren,
ohne Sie eine Kaution überweisen zu lassen (wie das in Theaterkreisen so üblich
ist), dann kann auch eine Triester Schneiderei Ihnen so weit vertrauen, dass sie Ih-
nen diese paar Kostüme leiht, ohne dafür eine Garantie zu benötigen. Das ist näm-
lich in Theaterkreisen nicht üblich, und die Direktion kann aus Prinzip, und um
keinen Präzedenzfall zu schaffen, der Schneiderei hierin nicht nachgeben. Ein Im-
presario wie Sie, der kein Neueinsteiger mehr ist, sondern dem die Theaterdirekti-
on von Lošinj Referenzen ausstellen kann, hat ein Recht auf dieses bisschen Vertrau-
en vonseiten einer Theaterschneiderei. Ich habe zwar mit dieser speziellen selbst nie
Geschäfte gemacht, da sie als sehr teuer bekannt ist, aber von keiner anderen ist mir
je eine derartige Forderung untergekommen. So eine Garantie kann die oberste Ebe-
ne einfordern, aber nicht eine untergeordnete, und man weiß ja nicht, welche An-
sprüche Herr Bonaventura bei der Rückgabe der Kostüme als nächstes stellen wird.
Wenn es die Direktion ist, die auf Nummer sicher geht, bereiten diese Herren Lie-
feranten einem alle möglichen Scherereien, und selbst stellen sie die unmöglichs-
ten Ansprüche.“ [„Scriva a quel Signor Bonaventura che se la Direzione del teatro di
Sebenico si è fidata di riservarle il teatro senza farLe versare una cauzione cosa che
è nelle consuetudini teatrali, anche la sartoria di Trieste può fidarsi di noleggiarLe
quei pochi vestiti senza bisogno di garanzie che non esistono nelle consuetudini te-
atrali e che la Direzione per principio e per non crear precedenti verso la sartoria non
può concedere. Un impresario come Lei non più persona nuova ma della quale può
dar referenze la direzione del Teatro di Lussino ha il diritto di questo poco di fidu-
cia da parte di una sartoria teatrale. Colla stessa io non ho fatto mai affari sapendola
molto cara, ma mai da nessun altra vennero richieste di questo genere. Poteva anda-
re una garanzia richiesta da una prima piazza, ma non dalle piazze successive, inqu-
antochè non si può mai sapere che esigenze può avere più tardi il Signor Bonaventura
alla restituzione dei vestiti. Quando si tratta di direzioni sapendo di andare su sicuro
creano mille noie e hanno esigenze d’ogni genere questi signori fornitori.“] Brief von
Mazzoleni an den Impresario Giuseppe Ponzio, 8. 4. 1911, HR-DAŠI-103, Ordner 10.
26 Vgl. z. B. den Briefwechsel bezüglich der Ausleihkosten für die Noten zum Poliuto in
Zadar 1914, HR-DAZD-252, Ordner 24; oder die Anfragen von Giovanni Mazzoleni
aus Šibenik für Il Trovatore und La Traviata aus dem Jahr 1909, HR-DAŠI-103, Ord-
ner 9. Carlo Schmidl gründete 1889 die Firma Carlo Schmidl & Co., die 1902 in der
Casa Ricordi aufging. Für Ricordi eröffnete er 1901 eine Filiale in Leipzig, die er bis
1906 leitete, vgl. den Eintrag „Carlo Schmidl“ im Dizionario Enciclopedico Universa-
le della Musica e dei Musicisti, Bd. 7, 5.
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