Page 213 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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teatri d’oltremare: impresari und ihr beziehungsnetz ....
Künstler konnte mit der Transportfirma Gondrand verschickt werden.22
Damals standen verschiedene Schifffahrtsgesellschaften zur Verfügung:
neben dem Österreichischen Lloyd gab es auch ungarisch-kroatische und
raguseische Unternehmen. Komplikationen und Irrtümer beim Transport
konnten bisweilen vorkommen, etwa wenn die Ausrüstung für das Thea-
ter von Šibenik, statt mit dem Lloyd verschifft zu werden, in das Dampf-
boot Montenegro der Navigazione Generale Italiana verladen wurden, das
in Dalmatien nicht anlegte, weshalb die Kisten, wie Theaterdirektor Maz-
zoleni es formulierte, „eine lange Vergnügungsfahrt“ bis in die Türkei und
nach Griechenland unternahmen und so natürlich nicht rechtzeitig an ihr
Ziel gelangten.23
Unter den verschickten Gütern waren auch die Bühnenkostüme. Da es
wegen Zahlungsunfähigkeit des Impresario immer häufiger zu Beschlag-
nahmungen von Bühnenausstattung kam, zogen die Schneidereien es vor,
sich zu schützen, indem sie deutlich machten, wem die Ausstattung ge-
hörte, wie etwa die namhafte Theaterschneiderei Antonio De Caro, die im
Jahr 1895 das Theater von Split belieferte. Die Firma legte Wert darauf zu
betonen, dass die Kostüme in ihrem Besitz und dem aktuellen Impresario
nur geliehen seien, und beugte so einer Beschlagnahmung derselben vor:
[...] daher informiere ich die ehrenwerte Direktion, dass oben ge-
nannte Kleidungsstücke, die in der Folge zur Verwendung in den
Theatern verschickt werden, mein alleiniges Eigentum sind, über
die Herr Vecchi nur als Leihgabe verfügt. Es darf daher aus keinem
wie auch immer gearteten Grund eine Konfiszierung der genann-
ten Ware oder Ähnliches vorgenommen werden.24
Manche forderten sogar eine Kaution, um die Rückgabe der Klei-
dungsstücke zu garantieren, so die Triester Theaterschneiderei Bonaven-
tura & Hofstätter, die Kostüme an das Theater von Šibenik verlieh. Der
22 Die 1866 gegründete Mailänder Firma Gondrand, spezialisiert auf nationale und in-
ternationale Transporte und Umzüge, gibt es bis heute. Sie eröffnete Filialen in 19
italienischen Städten.
23 [„un lungo viaggio di piacere“] Brief von Mazzoleni an Paolo Rocca, [Šibenik], 6. 2.
[1909], HR-DAŠI-103, Ordner 9.
24 [„[…] informo perciò codesta on.le Direzione che tanto il sud[detto] vestiario come
quello che in seguito si spedirà per rappresentare le altre opere è mia esclusiva prop-
rietà, noleggiato al sig. Vecchi, e sulla detta merce non può quindi esercitarsi alcun
atto di sequestro od altro per nessuna ragione.“] Brief von Antonio De Caro an Fi-
lomeno Bulat, Theaterdirektor in Split, Mailand, 24. 10. 1895, HR-MGS: Kazalište
4/I-XVII.
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Künstler konnte mit der Transportfirma Gondrand verschickt werden.22
Damals standen verschiedene Schifffahrtsgesellschaften zur Verfügung:
neben dem Österreichischen Lloyd gab es auch ungarisch-kroatische und
raguseische Unternehmen. Komplikationen und Irrtümer beim Transport
konnten bisweilen vorkommen, etwa wenn die Ausrüstung für das Thea-
ter von Šibenik, statt mit dem Lloyd verschifft zu werden, in das Dampf-
boot Montenegro der Navigazione Generale Italiana verladen wurden, das
in Dalmatien nicht anlegte, weshalb die Kisten, wie Theaterdirektor Maz-
zoleni es formulierte, „eine lange Vergnügungsfahrt“ bis in die Türkei und
nach Griechenland unternahmen und so natürlich nicht rechtzeitig an ihr
Ziel gelangten.23
Unter den verschickten Gütern waren auch die Bühnenkostüme. Da es
wegen Zahlungsunfähigkeit des Impresario immer häufiger zu Beschlag-
nahmungen von Bühnenausstattung kam, zogen die Schneidereien es vor,
sich zu schützen, indem sie deutlich machten, wem die Ausstattung ge-
hörte, wie etwa die namhafte Theaterschneiderei Antonio De Caro, die im
Jahr 1895 das Theater von Split belieferte. Die Firma legte Wert darauf zu
betonen, dass die Kostüme in ihrem Besitz und dem aktuellen Impresario
nur geliehen seien, und beugte so einer Beschlagnahmung derselben vor:
[...] daher informiere ich die ehrenwerte Direktion, dass oben ge-
nannte Kleidungsstücke, die in der Folge zur Verwendung in den
Theatern verschickt werden, mein alleiniges Eigentum sind, über
die Herr Vecchi nur als Leihgabe verfügt. Es darf daher aus keinem
wie auch immer gearteten Grund eine Konfiszierung der genann-
ten Ware oder Ähnliches vorgenommen werden.24
Manche forderten sogar eine Kaution, um die Rückgabe der Klei-
dungsstücke zu garantieren, so die Triester Theaterschneiderei Bonaven-
tura & Hofstätter, die Kostüme an das Theater von Šibenik verlieh. Der
22 Die 1866 gegründete Mailänder Firma Gondrand, spezialisiert auf nationale und in-
ternationale Transporte und Umzüge, gibt es bis heute. Sie eröffnete Filialen in 19
italienischen Städten.
23 [„un lungo viaggio di piacere“] Brief von Mazzoleni an Paolo Rocca, [Šibenik], 6. 2.
[1909], HR-DAŠI-103, Ordner 9.
24 [„[…] informo perciò codesta on.le Direzione che tanto il sud[detto] vestiario come
quello che in seguito si spedirà per rappresentare le altre opere è mia esclusiva prop-
rietà, noleggiato al sig. Vecchi, e sulla detta merce non può quindi esercitarsi alcun
atto di sequestro od altro per nessuna ragione.“] Brief von Antonio De Caro an Fi-
lomeno Bulat, Theaterdirektor in Split, Mailand, 24. 10. 1895, HR-MGS: Kazalište
4/I-XVII.
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