Page 212 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju
türlich nicht so hoch waren wie die erwachsener Sänger, was es möglich
machte, an gerade dem Posten zu sparen, der normalerweise den größten
Einfluss auf das Budget hatte, nämlich bei den Löhnen der Künstler. Dem
Leiter der Compagnia, Ernesto Guerra, war es dank des Triester Agenten
Enrico Gallina gelungen, sich in Dalmatien die ersten Aufführungen des
beginnenden 20. Jahrhunderts zu sichern. In der Folge verhandelte Guer-
ra direkt mit den Theaterdirektionen und umging so die Vermittlung eines
Agenten. Eine solche Vorgehensweise war möglich, sorgte aber naturge-
mäß für Unmut unter den Agenten, die so von den Verhandlungen ausge-
schlossen wurden. In der Anfangsphase stützte der Impresario sich auf die
Dienste einer Agentur, doch sobald er das Theaterpersonal vor Ort kannte,
wandte er sich direkt an dieses. Dadurch ersparte man sich den Anteil, der
andernfalls dem Agenten hätte gezahlt werden müssen.
Angesichts der geografischen Lage kann man sich vorstellen, dass Rei-
sen von Italien an die östliche Adriaküste zumeist mittels Dampfschiff er-
folgten. Die Tatsache, dass der Großteil der Sänger und Kulissen auf dem
Seeweg transportiert wurde, brachte im Falle von ungünstigen Witterungs-
bedingungen nicht zu unterschätzende logistische Herausforderungen mit
sich: Wenn die Bora wehte, konnte ein Schiff von Triest aus nicht in See
stechen, weshalb die Künstler mit Verspätung am Aufführungsort eintra-
fen. Dasselbe konnte passieren, wenn ein Schiff von Rijeka ablegen sollte.
„Weiterreise unmöglich Grund schlechte Meeresbedingungen ankomme
verspätet“,20 telegrafierte der Bariton Silvetti der Theaterdirektion von Ši-
benik; der Agent Gallina übermittelte: „Choristen ablegen morgen Grund
Schlechtwetter Donnerstag ablegen Scheinwerfer Zubehör“.21 Solche ver-
kehrstechnischen Probleme führten oftmals zu Verzögerungen des Pro-
benbeginns oder selbst der Premiere.
Auch beim Versand der Ausstattung waren Komplikationen nicht aus-
geschlossen. Die Kulissen, die gewöhnlich von Mailand aus eintrafen, wur-
den, gemeinsam mit anderen Gütern wie Werkzeug oder Partituren, mit
dem Zug bis nach Triest transportiert, wo sie auf Dampfschiffe wie bei-
spielsweise die Lloyd Thetis verladen wurden; das persönliche Gepäck der
20 [„Impossibilitato proseguire viaggio causa mare pessimo ritarderò“] Telegramm des
Baritons Silvetti an die Theaterdirektion von Šibenik, HR-DAŠI-103, Ordner 9.
21 [„Coristi partono domani causa tempo oribile [sic] giovedì partono riflettori acces-
sori“] Telegramm des Agenten Gallina an die Theaterdirektion von Šibenik, HR-
-DAŠI-103, Ordner 9.
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türlich nicht so hoch waren wie die erwachsener Sänger, was es möglich
machte, an gerade dem Posten zu sparen, der normalerweise den größten
Einfluss auf das Budget hatte, nämlich bei den Löhnen der Künstler. Dem
Leiter der Compagnia, Ernesto Guerra, war es dank des Triester Agenten
Enrico Gallina gelungen, sich in Dalmatien die ersten Aufführungen des
beginnenden 20. Jahrhunderts zu sichern. In der Folge verhandelte Guer-
ra direkt mit den Theaterdirektionen und umging so die Vermittlung eines
Agenten. Eine solche Vorgehensweise war möglich, sorgte aber naturge-
mäß für Unmut unter den Agenten, die so von den Verhandlungen ausge-
schlossen wurden. In der Anfangsphase stützte der Impresario sich auf die
Dienste einer Agentur, doch sobald er das Theaterpersonal vor Ort kannte,
wandte er sich direkt an dieses. Dadurch ersparte man sich den Anteil, der
andernfalls dem Agenten hätte gezahlt werden müssen.
Angesichts der geografischen Lage kann man sich vorstellen, dass Rei-
sen von Italien an die östliche Adriaküste zumeist mittels Dampfschiff er-
folgten. Die Tatsache, dass der Großteil der Sänger und Kulissen auf dem
Seeweg transportiert wurde, brachte im Falle von ungünstigen Witterungs-
bedingungen nicht zu unterschätzende logistische Herausforderungen mit
sich: Wenn die Bora wehte, konnte ein Schiff von Triest aus nicht in See
stechen, weshalb die Künstler mit Verspätung am Aufführungsort eintra-
fen. Dasselbe konnte passieren, wenn ein Schiff von Rijeka ablegen sollte.
„Weiterreise unmöglich Grund schlechte Meeresbedingungen ankomme
verspätet“,20 telegrafierte der Bariton Silvetti der Theaterdirektion von Ši-
benik; der Agent Gallina übermittelte: „Choristen ablegen morgen Grund
Schlechtwetter Donnerstag ablegen Scheinwerfer Zubehör“.21 Solche ver-
kehrstechnischen Probleme führten oftmals zu Verzögerungen des Pro-
benbeginns oder selbst der Premiere.
Auch beim Versand der Ausstattung waren Komplikationen nicht aus-
geschlossen. Die Kulissen, die gewöhnlich von Mailand aus eintrafen, wur-
den, gemeinsam mit anderen Gütern wie Werkzeug oder Partituren, mit
dem Zug bis nach Triest transportiert, wo sie auf Dampfschiffe wie bei-
spielsweise die Lloyd Thetis verladen wurden; das persönliche Gepäck der
20 [„Impossibilitato proseguire viaggio causa mare pessimo ritarderò“] Telegramm des
Baritons Silvetti an die Theaterdirektion von Šibenik, HR-DAŠI-103, Ordner 9.
21 [„Coristi partono domani causa tempo oribile [sic] giovedì partono riflettori acces-
sori“] Telegramm des Agenten Gallina an die Theaterdirektion von Šibenik, HR-
-DAŠI-103, Ordner 9.
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