Page 217 - Stati inu obstati, revija za vprašanja protestantizma, letnik XV (2019), številka 30, ISSN 2590-9754
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povzetki, synopses, ZUSAMMENFASSUNGEN
As a result, despite tolerance, free and regular religious practice was hardly possible
for the Protestants in the military. However, through personal initiatives, a few Protes-
tant communities in armed forces soon emerged, for example in Prague under the in-
fluence of the later Field Marshal von Wurmser. Naturally, the Patent of Toleration had
its limitations, but in general, things started to change for the better.
Keywords: Patent of Toleration, military history, enlightened absolutism, Emper-
or Joseph II
Frühe Toleranz in den österreichischen Streitkräften
Das Toleranzpatent Kaiser Josephs II. aus dem Jahr 1781 berief sich u. a. auf die gu-
ten Erfahrungen mit der bei den Streitkräften bereits gelebte Toleranz. Hier Schon vor
der offiziellen Toleranzgesetzgebung (1781) war hier eine eingeschränkte Toleranz ange-
ordnet. Im militärischen Reglement wird das genauso zum Ausdruck gebracht wie bei
den Bedingungen für den höchsten Militär-Orden der Habsburgermonarchie, dem Mi-
litär-Maria-Theresien-Orden. Das Motiv für diese frühe Toleranz in den österreichi-
schen Streitkräften war jedoch weniger die Idee der Toleranz an sich, sondern eher eine
pragmatische, auf die militärische Dienstleistung konzentrierte Haltung sowie das Be-
streben, alle Konflikte innerhalb der Streitkräfte zu unterbinden.
Das Militär war nicht nur ein Bereich, in dem sich Minderheiten wie Evangelische
oder Juden emanzipieren konnten, sondern es stellte sogar einen Modellfall für die Be-
handlung von Angehörigen von Minderheiten dar. Immerhin war trotz Gegenreforma-
tion und des Verbotes einer anderen als der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche tat-
sächlich eine größere Zahl von Evangelischen Angehörige der österreichisch-habsbur-
gischen Streitkräfte. Als Modell und Vorbild diente das Militär auch in den Vorüberle-
gungen zum Toleranzpatent.
Die Motive für das Toleranzpatent sind in der Ideenwelt der Aufklärung und in ei-
nem gewissen Staatsutilitarismus zu finden. Daß bei den Streitkräften schon vor 1781 die
militärische Leistungsfähigkeit und der dadurch erwiesene Patriotismus mehr zählte als
die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft, zählt zu aufgeklärtem Denkmustern.
Toleranz darf jedoch keinesfalls mit Gleichberechtigung gleichgesetzt werden. Zum
Ausdruck kam dies darin, daß den Evangelischen (und Orthodoxen) das Recht der öf-
fentlichen Religionsausübung weiterhin nicht erlaubt war. Deshalb konnte auch keine
evangelische Militärseelsorge etabliert werden. Der häufige Wechsel der Garnisonsor-
te sowie die große Distanz zur nächstgelegenen zivilen Pfarrgemeinde erschwerten die
religiöse Betreuung.
Das führte dazu, daß trotz der Toleranz eine freie, geregelte Religionsausübung für
Protestanten selbst beim Militär kaum möglich war. Dennoch entstanden zumeist über
persönliche Initiativen sehr bald einige wenige Militärgemeinden, wie beispielsweise die
in Prag (Praha) unter dem Einfluß des späteren Feldmarschalls von Wurmser. Natürlich

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