Page 30 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2025. Glasbena interpretacija: med umetniškim in znanstvenim┊Music Interpretation: Between the Artistic and the Scientific. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 8
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            mit drei Konzerten bei der (seit 1956 – Mozarts 200. Geburtstag! – beste-
            henden) Mozartwoche Salzburg, im Februar oder März findet die (seit der
            1989 erfolgten Gründung alljährlich durchgeführte) „Wiener Philharmo-
            niker-Woche in New York“ statt, die zumeist aus drei Konzerten mit drei
            verschiedenen Programmen besteht. Nach lediglich drei Wochen Urlaub
            im Juli beginnen die Proben für die Salzburger Festspiele, in deren Rah-
            men das Orchester bis 30. August rund 25 Opernaufführungen und zehn
            Konzerte bestreitet. Prinzipiell ist die Planung der Tourneen ein wichtiger
            und hochsensibler Bereich: Aufgrund der Verpflichtung als Orchester der
            Wiener Staatsoper ist die Anzahl der Reisetage begrenzt und die Auswahl
            der Auftrittsorte muss daher sorgfältig überlegt werden. Neben den gro-
            ßen Metropolen ist die Pflege der Verbindung mit kleineren Ländern von
            Bedeutung, besonders wenn es sich – wie im Fall von Ljubljana – um eine
            Stadt mit großer musikalischer Tradition handelt (die im Falle der dortigen
            „Philharmonischen Gesellschaft“ bis in das Jahr 1702 zurückreicht!).
                 Eine wesentliche Komponente der philharmonischen Tätigkeit ist die
            bereits erwähnte einzigartige und im Idealfall jahrzehntelange Beziehung
            zu internationalen Spitzendirigenten. Obwohl das Orchester pro Jahr mit
            rund 20 Dirigenten und Dirigentinnen arbeitet, ergaben und ergeben sich
            immer wieder Verbindungen von so hoher Intensität, dass von einer „Ära“
            gesprochen werden kann. Die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts waren in
            diesem Sinne von Arturo Toscanini geprägt, parallel dazu und in der Fol-
            ge dominierte Wilhelm Furtwängler. Karl Böhm, Herbert von Karajan und
            Leonard Bernstein bildeten in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren
            eine einzigartige „Trias“, die das Orchester in jeweils individueller Weise
            formte. Während der Zeit, in der Lorin Maazel, Claudio Abbado, Seiji Oza-
            wa oder Franz Welser-Möst (Musik-)Direktoren der Wiener Staatsoper wa-
            ren, gestaltete sich die Zusammenarbeit mit den genannten Künstlern auch
            auf philharmonischer Ebene überaus intensiv. Mit Nikolaus Harnoncourt,
            Mariss Jansons und Christian Thielemann, um nur einige weitere Namen
            zu nennen, ging beziehungsweise geht die Zusammenarbeit ebenfalls weit
            über eine Produktion pro Jahr hinaus. Zahlenmäßig gering, aber von un-
            vergesslicher Wirkung waren die Begegnungen mit Carlos Kleiber, der dem
            Orchester „Sternstunden“ in Oper und Konzert bescherte – und stets seine
            Liebe zu Slowenien und seine Teilnahme am Geschick dieses Landes zum
            Ausdruck brachte.
                 Die permanente Arbeit mit beinahe allen führenden Künstlerpersön-
            lichkeiten prägt seit der Einführung des Gastdirigentensystems im Jahre


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