Page 68 - Weiss, Jernej, ur. 2018. Nova glasba v “novi” Evropi med obema svetovnima vojnama ?? New Music in the “New” Europe Between the Two World Wars. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 2
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nova glasba v »novi« evropi med obema svetovnima vojnama

Burkard hat sich ein weiteres Mal an Schönberg gewandt5 und woll-
te dessen Chöre op. 27 und 28 für die Musiktage 1926 zur Uraufführung.
Schönberg hat abgesagt und schrieb am 7. April 1926 aus Berlin:

„[…] leider kann ich Ihrer freundlichen Einladung, die Urauffüh-
rung meiner Chöre in Donaueschingen machen zu lassen, nicht
entsprechen. Vor allem ist der Stuttgarter Madrigalchor doch ein
wenig zu schwach besetzt; soviel man mir gesagt hat. Denn meine
Chöre müßten doch 4-5-fach besetzt werden. Dann muss ich eine
Erstaufführung unbedingt selbst leiten, wenn schon nicht studieren
und das ist auf diese Entfernung doch unmöglich. […]“6
In den folgenden Jahren verstärkte sich der Einfluß Hindemiths und

es deutete sich ein Wechsel in der Programmgestaltung an. In die Konzerte
wurden auch Chorwerke mit kleiner Besetzung integriert und neue Kom-
ponistennamen tauchten auf. Die Musik der Wiener Schule hat ihre Wur-
zeln vor allem im 19. Jahrhundert. Hindemith wollte mit dieser Traditions-
linie brechen. Ihn interessierten mehr die Tendenzen des Neoklassizismus,
wie sie Igor Strawinsky (1882–1971) damals vertrat. Auch Schönberg wurde
von dieser Strömung zeitweise angeregt, beispielsweise in seiner Serenade
op. 24. Aber er integrierte sie in seine eigene Ästhetik und Klangwelt. Im
Jahr 1925 spielte Felix Petyrek (1892–1951) die Uraufführung von Strawins-
kys im Jahr zuvor entstandener Klaviersonate, Alfredo Casella (1883–1947)
war mit der deutschen Erstaufführung des Concerto für Streichquartett op.
40 vertreten, gespielt vom Amar-Quartett. 1926 setzte das Schlußkonzert
mit Uraufführungen von sechs Originalkompositionen für mechanische
Musikinstrumente eine deutliche Neuorientierung, die sich in den folgen-
den Jahren in Baden-Baden fortsetzte. Vorgeführt wurden zwei Werke von
Ernst Toch, der damals zunehmend Bedeutung erlangte und drei von Hin-
demith, darunter Das triadische Ballett mit Musik für eine kleine mecha-
nische Orgel.

5 Original im Fürstlich Fürstenbergischen Archiv, zitiert nach einem Durchschlag
in der Library of Congress in: Arnold Schönberg, Sämtliche Werke. Abteilung V:
Chorwerke, Reihe B, Bd. 18,2. Chorwerke I. Kritischer Bericht zu Band 18A, Teil 2.
Skizzen, Hrsg. von Tadeusz Okuljar und Dorothee Schubel (Mainz und Wien, 1996),
S. XXVII.

6 Zitiert nach einer Kopie aus der Library of Congress in: Arnold Schönberg, Sämtliche
Werke. Abteilung V: Chorwerke, Reihe B, Bd. 18,2. Chorwerke I. Kritischer Bericht
zu Band 18A, Teil 2. Skizzen, Hrsg. von Tadeusz Okuljar und Dorothee Schubel
(Mainz und Wien, 1996), S. XXVIII.

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