Page 72 - Weiss, Jernej, ur. 2018. Nova glasba v “novi” Evropi med obema svetovnima vojnama ?? New Music in the “New” Europe Between the Two World Wars. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 2
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nova glasba v »novi« evropi med obema svetovnima vojnama
rigens Slavko Osterc (1895–1941) zu seiner Salome inspiriert.10 An einem
weiteren Abend mit Kammeropern wurde u.a. Walter Gronostays (1906–
1937) In zehn Minuten uraufgeführt. 1929 stand die Uraufführung des Lehr-
stücks von Bert Brecht mit der Musik von Hindemith auf dem Programm,
dessen Titel zur Gattungsbezeichnung anderer Werke wurde.
Die Verlegung der Musiktage 1930 nach Berlin hatte u.a. private Grün-
de. Sowohl Hindemith als Burkard, der Begründer des Donaueschinger
Festivals waren inzwischen dort beruflich gebunden. Hindemith lehr-
te seit 1927 an der Berliner Musikhochschule, deren stellvertretender Di-
rektor der Musikologe und engagierte Musikpädagoge Georg Schünemann
(1884–1945) war. Burkard hatte zwischenzeitlich gute Verbindungen zum
Rundfunk geknüpft. Schünemann ersetzte den Münchner Haas, der mit
der politisch linksorientierten Ästhetik und Gesellschaftskritik der Musik-
tage, wie sie sich im Songspiel und Lehrstück zeigten, nicht einverstanden
war, Gemeinsam mit Hindemith und dem wieder mitarbeitenden Burkard
übernahm Schünemann die Leitung und die Organisation. Die Veranstal-
tungen Neue Musik Berlin 1930 fanden in der Musikhochschule statt. Die
ihr angegliederte Rundfunk-Versuchstelle trug offiziell die Verantwortung.
Das erste Jahr in Berlin kann programmatisch als Fortsetzung der in
Baden-Baden angestrebten Konzepte gesehen werden. Den neuen tech-
nischen Medien war ein Konzert mit Originalwerken für Schallplatte ge-
widmet. Es gab die Uraufführung des Rundfunk-Hörspiels Orpheus von
Paul Dessau (Text: Robert Seitz, 1891–1938). Eine Veranstaltung galt Ori-
ginalkompositionen für elektrische Instrumente. Den Schwerpunkt bilde-
te die musikpädagogische Musik. Auf dem Programm standen Chöre für
L iebhaber, die allerdings einige für Laien zu anspruchsvolle Werke enthielt,
wie die späte Uraufführung von Strawinskys vier Frauenchören Russische
Bauernlieder aus den Jahren 1914–17 sowie Volkslieder des gebürtigen Kro-
aten Josip Slavenski. Bei den Spielen und Liedern für Kinder erklangen u.a.
Kinderchöre von Zoltan Kodály (1882–1967) sowie die Uraufführung von
Hindemiths Wir bauen eine Stadt (Text: Seitz) mit dem Untertitel Spiel für
Kinder, das noch heute bekannt ist.
10 Peter Andraschke, „Minutna opera ‚Salome’ Slavka Osterca/Die Minutenoper ‚Salo-
me’ von Slavko Osterc“, slowenisch/deutsch, in Slowenische Musik in Vergangenheit
und Gegenwart. Slowenische Musiktage 1988. Sammelband der Vorträge (Ljubljana,
1992), S. 204–215. Ders., „Darius Milhauds ‚opéras minutes’ - Komposition und Re-
zeption“, in Geschichte und Dramaturgie des Operneinakters (Thurnauer Schriften
zum Musiktheater, Bd. 10), (Laaber: Laaber Verlag, 1991), S. 337–345.
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rigens Slavko Osterc (1895–1941) zu seiner Salome inspiriert.10 An einem
weiteren Abend mit Kammeropern wurde u.a. Walter Gronostays (1906–
1937) In zehn Minuten uraufgeführt. 1929 stand die Uraufführung des Lehr-
stücks von Bert Brecht mit der Musik von Hindemith auf dem Programm,
dessen Titel zur Gattungsbezeichnung anderer Werke wurde.
Die Verlegung der Musiktage 1930 nach Berlin hatte u.a. private Grün-
de. Sowohl Hindemith als Burkard, der Begründer des Donaueschinger
Festivals waren inzwischen dort beruflich gebunden. Hindemith lehr-
te seit 1927 an der Berliner Musikhochschule, deren stellvertretender Di-
rektor der Musikologe und engagierte Musikpädagoge Georg Schünemann
(1884–1945) war. Burkard hatte zwischenzeitlich gute Verbindungen zum
Rundfunk geknüpft. Schünemann ersetzte den Münchner Haas, der mit
der politisch linksorientierten Ästhetik und Gesellschaftskritik der Musik-
tage, wie sie sich im Songspiel und Lehrstück zeigten, nicht einverstanden
war, Gemeinsam mit Hindemith und dem wieder mitarbeitenden Burkard
übernahm Schünemann die Leitung und die Organisation. Die Veranstal-
tungen Neue Musik Berlin 1930 fanden in der Musikhochschule statt. Die
ihr angegliederte Rundfunk-Versuchstelle trug offiziell die Verantwortung.
Das erste Jahr in Berlin kann programmatisch als Fortsetzung der in
Baden-Baden angestrebten Konzepte gesehen werden. Den neuen tech-
nischen Medien war ein Konzert mit Originalwerken für Schallplatte ge-
widmet. Es gab die Uraufführung des Rundfunk-Hörspiels Orpheus von
Paul Dessau (Text: Robert Seitz, 1891–1938). Eine Veranstaltung galt Ori-
ginalkompositionen für elektrische Instrumente. Den Schwerpunkt bilde-
te die musikpädagogische Musik. Auf dem Programm standen Chöre für
L iebhaber, die allerdings einige für Laien zu anspruchsvolle Werke enthielt,
wie die späte Uraufführung von Strawinskys vier Frauenchören Russische
Bauernlieder aus den Jahren 1914–17 sowie Volkslieder des gebürtigen Kro-
aten Josip Slavenski. Bei den Spielen und Liedern für Kinder erklangen u.a.
Kinderchöre von Zoltan Kodály (1882–1967) sowie die Uraufführung von
Hindemiths Wir bauen eine Stadt (Text: Seitz) mit dem Untertitel Spiel für
Kinder, das noch heute bekannt ist.
10 Peter Andraschke, „Minutna opera ‚Salome’ Slavka Osterca/Die Minutenoper ‚Salo-
me’ von Slavko Osterc“, slowenisch/deutsch, in Slowenische Musik in Vergangenheit
und Gegenwart. Slowenische Musiktage 1988. Sammelband der Vorträge (Ljubljana,
1992), S. 204–215. Ders., „Darius Milhauds ‚opéras minutes’ - Komposition und Re-
zeption“, in Geschichte und Dramaturgie des Operneinakters (Thurnauer Schriften
zum Musiktheater, Bd. 10), (Laaber: Laaber Verlag, 1991), S. 337–345.
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