Page 71 - Weiss, Jernej, ur. 2018. Nova glasba v “novi” Evropi med obema svetovnima vojnama ?? New Music in the “New” Europe Between the Two World Wars. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 2
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vielfalt der moderne ...
terhaltungsmusik auch in manchen Werken Bergs und sogar Schönbergs
Spuren hinterlassen hat. Der vielgliedrige Komplex der Gebrauchsmusik
wirkte auf das Musiktheater ein, förderte bestimmte Musiksparten wie z.B.
die Blasmusik, die Hausmusik und hier insbesondere die sogenannte »Spiel-
musik« und »Musik für Liebhaber«; beide führen Formen des Musizierens
und Singens aus der Jugendbewegung weiter. Auf diesem Gebiet hat Paul
Hindemith Vorbildliches geleistet. Die Idee der Gebrauchsmusik wirkte auf
die neuen Medien ein, den Rundfunk, die Schallplatte und den Film und
experimentierte auch mit mechanischen und elektronischen Musikinstru-
menten. All diese Bereiche wurden zu Schwerpunkten der Musiktage und
initiierten neue kompositorische Anregungen und Uraufführungen.
Die Tendenz ging insgesamt zu einer Vereinfachung der Schreibwei-
se und führte zugleich zu einer Verkleinerung des Klangkörpers und zu
knappen überschaubaren Formen. Auffallend ist ein häufig musikantischer
Duktus, der eine romantische Haltung ablehnt und sich an der musikali-
schen Praxis vor dem 19. Jahrhundert orientiert. Dafür einige Beispiele.
1927 gab es wieder ein Konzert mit Originalwerken für mechanische In-
strumente, darunter Arbeiten von Toch und Hindemith. Als neuer Name
tauchte der Amerikaner George Antheil (1900–1959) auf mit dem Arran-
gement des 1. Teils seines Ballet mécanique für Orchester (1925), das er ur-
sprünglich für einen Film von Fernand Léger (1881–1955) komponiert hatte.
Neue Komponisten waren u.a. Hanns Eisler (1898–1962), Bohuslav Martinů
(1890–1959), der Kroate Krsto Odak (1888–1965), ein Schüler von Vítězslav
Novák (1870–1949) und Béla Bartók (1881–1945), der seine Klaviersonate
selbst uraufführte. Das Festival startete eine Reihe Film und Musik, die 1928
mit der Veranstaltung Experimentalvorführung Film und Musik und 1929
mit der Uraufführung von Tonfilmen fortgesetzt wurde. Hinzu kamen 1929
zwei Uraufführungs-Konzerte mit Tonfilmen. 1929 begann die Auseinan-
dersetzung mit dem Rundfunk. Im ersten der zwei Uraufführungs-Kon-
zerte Originalmusik für Rundfunk dirigierte Hermann S cherchen (1891–
1966) den bekannt gewordenen Lindberghflug von Brecht mit der Musik von
H indemith und Weill. Und 1927 kam die Auseinandersetzung mit neuen
Konzeptionen des Musiktheaters dazu. An einem Abend wurden z.B. gege-
ben: Die Opéra-minute Die Entführung der Europa (L’Enlèvement d’Europe)
von Darius Milhaud (1892–1974), Kurt Weills (1900–1950) Songspiel nach
Bert Brecht (1898–1956) Mahagonny und Paul Hindemiths Sketch Hin und
zurück (Marcellus Schiffer, 1892–1932). Das Genre der Minutenoper hat üb-
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terhaltungsmusik auch in manchen Werken Bergs und sogar Schönbergs
Spuren hinterlassen hat. Der vielgliedrige Komplex der Gebrauchsmusik
wirkte auf das Musiktheater ein, förderte bestimmte Musiksparten wie z.B.
die Blasmusik, die Hausmusik und hier insbesondere die sogenannte »Spiel-
musik« und »Musik für Liebhaber«; beide führen Formen des Musizierens
und Singens aus der Jugendbewegung weiter. Auf diesem Gebiet hat Paul
Hindemith Vorbildliches geleistet. Die Idee der Gebrauchsmusik wirkte auf
die neuen Medien ein, den Rundfunk, die Schallplatte und den Film und
experimentierte auch mit mechanischen und elektronischen Musikinstru-
menten. All diese Bereiche wurden zu Schwerpunkten der Musiktage und
initiierten neue kompositorische Anregungen und Uraufführungen.
Die Tendenz ging insgesamt zu einer Vereinfachung der Schreibwei-
se und führte zugleich zu einer Verkleinerung des Klangkörpers und zu
knappen überschaubaren Formen. Auffallend ist ein häufig musikantischer
Duktus, der eine romantische Haltung ablehnt und sich an der musikali-
schen Praxis vor dem 19. Jahrhundert orientiert. Dafür einige Beispiele.
1927 gab es wieder ein Konzert mit Originalwerken für mechanische In-
strumente, darunter Arbeiten von Toch und Hindemith. Als neuer Name
tauchte der Amerikaner George Antheil (1900–1959) auf mit dem Arran-
gement des 1. Teils seines Ballet mécanique für Orchester (1925), das er ur-
sprünglich für einen Film von Fernand Léger (1881–1955) komponiert hatte.
Neue Komponisten waren u.a. Hanns Eisler (1898–1962), Bohuslav Martinů
(1890–1959), der Kroate Krsto Odak (1888–1965), ein Schüler von Vítězslav
Novák (1870–1949) und Béla Bartók (1881–1945), der seine Klaviersonate
selbst uraufführte. Das Festival startete eine Reihe Film und Musik, die 1928
mit der Veranstaltung Experimentalvorführung Film und Musik und 1929
mit der Uraufführung von Tonfilmen fortgesetzt wurde. Hinzu kamen 1929
zwei Uraufführungs-Konzerte mit Tonfilmen. 1929 begann die Auseinan-
dersetzung mit dem Rundfunk. Im ersten der zwei Uraufführungs-Kon-
zerte Originalmusik für Rundfunk dirigierte Hermann S cherchen (1891–
1966) den bekannt gewordenen Lindberghflug von Brecht mit der Musik von
H indemith und Weill. Und 1927 kam die Auseinandersetzung mit neuen
Konzeptionen des Musiktheaters dazu. An einem Abend wurden z.B. gege-
ben: Die Opéra-minute Die Entführung der Europa (L’Enlèvement d’Europe)
von Darius Milhaud (1892–1974), Kurt Weills (1900–1950) Songspiel nach
Bert Brecht (1898–1956) Mahagonny und Paul Hindemiths Sketch Hin und
zurück (Marcellus Schiffer, 1892–1932). Das Genre der Minutenoper hat üb-
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