Page 24 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju

schrift Die Salzburger Festspiele. Bereits im Vorwort ist die Vereinnahmung
von Mozart für die nationalsozialistische Propaganda leitendes Thema so-
wie die „Sendung“, die die Kunst verdeutlicht.13 Eine Liste der UA in Salz-
burg von 1920-2006 wurde von Maria Dorninger zusammengestellt.14 In
der Ära Mortier waren es weniger die Ur- als die Erstaufführungen, die
den Innovationskern dieser Periode markieren.15 Die Debatten um die Pro-
grammierung in Salzburg lassen erkennen, wie schwierig eine adäquate Po-
sitionierung des Festivals erscheint hinsichtlich der unterschiedlichen In-
teressenslagen und ästhetischen und ideologischen Ausrichtungen. Immer
wieder ist von einer Krise der Festspiele und der Oper gesprochen worden.16
Die Frage, inwieweit das Publikum ein die Qualität mindernder Faktor ist
oder nicht, wird auch in Hinblick auf Salzburg gestellt.17 Eine Publikation
ist für unsere Fragestellung von besonderer Relevanz. 2012 haben die Salz-
burger Festspiele zur Reflexion ihrer zukünftigen Positionierung eingela-
den und damit institutionelle Strategien thematisiert, die Hintergründe für
die Programmierung erkennen lassen. Dabei war wenig überraschend das
Verhältnis von Tradition und Innovation das leitende Thema. Einige für
die Programmierung bzw. deren Analyse wichtige Aspekte zeichnen sich

13 Friedrich Richter, ed., Salzburger Festspiele 1938. Festschrift (Berlin: Gebr. Mann,
1938).

14 Vgl. Maria Dorninger, „Uraufführungen Salzburger Festspiele 1920-2006 (Oper,
Schauspiel, Ballett)“, in: Jürgen Kühnel, Ulrich Müller und Oswald Panagl, ed., Mu-
siktheater der Gegenwart. Text, Komposition, Rezeption und Kanonbildung (Salz-
burg: Mueller-Speiser, 2008), 245–248.

15 Helmut Schanze, „„Nur das Neue, Ungesagte ist in der Kunst sagenswert.“ Die Ur-
und Erstaufführungen in Salzburg in der „Ära Mortier“ 1992-2000“, in: Jürgen
Kühnel, Ulrich Müller und Oswald Panagl, ed., Musiktheater der Gegenwart. Text,
Komposition, Rezeption und Kanonbildung (Salzburg: Mueller-Speiser, 2008), 162-
169. Auch der Karajan-Zeit wird Innovationscharakter nachgesagt, im Besonderen
was den Medieneinsatz betrifft, im Unterschied zu der Darstellung des Konflikts
Einem / Karajan bei Eickhoff. Thomas Eickhoff, „Mit Sozialismus und Sachertorte.
Entnazifizierung und musikpolitische Verhaltensmuster nach 1945 in Österreich“,
in: Albrecht Riethmüller, ed., Deutsche Leitkultur Musik? Zur Musikgeschichte nach
dem Holocaust (Stuttgart: Franz Steiner, 2006), 99.

16 Ein Beispiel ist die mitunter polemische und tendenziös anmutende Studie des Bon-
ner Professors für systematische Musikwissenschaft Martin Vogel, der ausgehend
von der Idee zu den Festspielen und deren deutsch-nationaler Ausrichtung Probleme
neuer Musik, Kommerzialisierung und künstlerischer Qualität diskutierte. Martin
Vogel, Musiktheater V. Stücke für Salzburg (Bonn: Verlag für systematische Musik-
wissenschaft, 1988).

17 Vgl. Max Kaindl-Hönig, ed., Resonanz. 50 Jahre Kritik der Salzburger Festspiele
(Salzburg: SN Verlag, 1971), 397.

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