Page 29 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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neue musik auf österreichischen bühnen ...
16 Opern von insgesamt 54 von stammen aus dem 20. Jahrhun-
dert, davon lediglich eine aus der 2. Hälfte (Gottfried von Einem,
Dantons Tod). Strauss (7) und Puccini (4, davon 3 im 20. Jahrhun-
dert fertiggestellt bzw. uraufgeführt) sind die meistaufgeführten
Komponisten des 20. Jahrhunderts. Sie machen 2/3 des Reper-
toires des 20. Jahrhunderts der untersuchten Saison aus.
Die Saison 2016/17 an der Staatsoper zeigt ein ähnliches Bild:
Die Tote Stadt, Reimanns Medea, Blaubarts Geheimnis (Phi-
lip Glass), Adès (The Tempest), Cardillac, Peter Grimes, Pollici-
no, Patchwork (Kinderoper von Tristan Schulze), Pünktchen und
Anton (Eröd, ), Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny waren
Werke des 20. Jahrhunderts, die als Repertoireerweiterung be-
trachtet werden können. Musik von Philipp Glass war u.a. bei
Ballettabenden zu hören.
Das Theater an der Wien, der Staatsoper historisch verbunden – es war
die Spielstätte der Staatsoper nach dem Zweiten Weltkrieg, hat einige pro-
grammatische Neuausrichtungen durchlaufen. Nach einer Zeit als Musi-
caltheater wird es nun als »das neue Opernhaus« positioniert. Intendant
Roland Geyer betont die Wichtigkeit von Uraufführungen, um dem An-
spruch auf Neues gerecht werden zu können. Das Theater an der Wien hat
zudem das „Dogma“, Musiktheater solle „nicht nur das Ohr erfreuen“, son-
dern müsse auch „die zentralen Fragen unserer Zeit aufwerfen und thea-
tralisch beantworten helfen“. Die „Einengung auf wenige Meisterwerke im
Sinne eines hochkulturellen Kanons“ wird gezielt in Frage gestellt. Ziel ist,
mit einem erweiterten Repertoire eine „emotionell-intellektuelle Bewusst-
seinserweiterung“ zu erreichen und dem Publikum Sinnstiftungsmöglich-
keiten anzubieten.33 Der Spielplan 2018 enthält dementsprechend im Be-
reich Oper neben Wozzeck eine Wagner-Trilogie in Form einer aktuellen
Bearbeitung sowie Der Besuch der alten Dame (Einem). Im Rahmen der
Wiener Festwochen wird die Orestie in einer Neubearbeitung gegeben. In
der Sparte Kammeroper steht neben Debussy Pelleas et Mélisande A quiet
Place von Bernstein (als Gastspiel) am Programm. In der „Hölle“ ist Durchs
rote Meer (Format: Kabarett) zusehen.
gra (Giuseppe Verdi), Tosca (Giacomo Puccini) UA 1900, Turandot (Giacomo Pucci-
ni) UA posthum 1926, Un ballo in maschera (Giuseppe Verdi).
33 Roland Geyer, „Marktgerecht oder Lust auf Neues?“, in: Michael Fischer, ed., Die
Festspiele. Wirklichkeit, Deutung, Zukunft (Salzburg: Residenz, 2012), 138.
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16 Opern von insgesamt 54 von stammen aus dem 20. Jahrhun-
dert, davon lediglich eine aus der 2. Hälfte (Gottfried von Einem,
Dantons Tod). Strauss (7) und Puccini (4, davon 3 im 20. Jahrhun-
dert fertiggestellt bzw. uraufgeführt) sind die meistaufgeführten
Komponisten des 20. Jahrhunderts. Sie machen 2/3 des Reper-
toires des 20. Jahrhunderts der untersuchten Saison aus.
Die Saison 2016/17 an der Staatsoper zeigt ein ähnliches Bild:
Die Tote Stadt, Reimanns Medea, Blaubarts Geheimnis (Phi-
lip Glass), Adès (The Tempest), Cardillac, Peter Grimes, Pollici-
no, Patchwork (Kinderoper von Tristan Schulze), Pünktchen und
Anton (Eröd, ), Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny waren
Werke des 20. Jahrhunderts, die als Repertoireerweiterung be-
trachtet werden können. Musik von Philipp Glass war u.a. bei
Ballettabenden zu hören.
Das Theater an der Wien, der Staatsoper historisch verbunden – es war
die Spielstätte der Staatsoper nach dem Zweiten Weltkrieg, hat einige pro-
grammatische Neuausrichtungen durchlaufen. Nach einer Zeit als Musi-
caltheater wird es nun als »das neue Opernhaus« positioniert. Intendant
Roland Geyer betont die Wichtigkeit von Uraufführungen, um dem An-
spruch auf Neues gerecht werden zu können. Das Theater an der Wien hat
zudem das „Dogma“, Musiktheater solle „nicht nur das Ohr erfreuen“, son-
dern müsse auch „die zentralen Fragen unserer Zeit aufwerfen und thea-
tralisch beantworten helfen“. Die „Einengung auf wenige Meisterwerke im
Sinne eines hochkulturellen Kanons“ wird gezielt in Frage gestellt. Ziel ist,
mit einem erweiterten Repertoire eine „emotionell-intellektuelle Bewusst-
seinserweiterung“ zu erreichen und dem Publikum Sinnstiftungsmöglich-
keiten anzubieten.33 Der Spielplan 2018 enthält dementsprechend im Be-
reich Oper neben Wozzeck eine Wagner-Trilogie in Form einer aktuellen
Bearbeitung sowie Der Besuch der alten Dame (Einem). Im Rahmen der
Wiener Festwochen wird die Orestie in einer Neubearbeitung gegeben. In
der Sparte Kammeroper steht neben Debussy Pelleas et Mélisande A quiet
Place von Bernstein (als Gastspiel) am Programm. In der „Hölle“ ist Durchs
rote Meer (Format: Kabarett) zusehen.
gra (Giuseppe Verdi), Tosca (Giacomo Puccini) UA 1900, Turandot (Giacomo Pucci-
ni) UA posthum 1926, Un ballo in maschera (Giuseppe Verdi).
33 Roland Geyer, „Marktgerecht oder Lust auf Neues?“, in: Michael Fischer, ed., Die
Festspiele. Wirklichkeit, Deutung, Zukunft (Salzburg: Residenz, 2012), 138.
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