Page 25 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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neue musik auf österreichischen bühnen ...
ab: Internationalität, das Spannungsfeld zwischen elitär und populär und
auch der politische Anspruch wurden mehrfach angesprochen.
Gerard Mortier skizzierte in die großen Entwicklungen der Salzbur-
ger Festspiele, wobei er einerseits den bereits bei Hofmannsthal auf ein Be-
wahren ausgerichteten Europagedanken betonte.18 Des Weiteren betont
er die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg, für die Gottfried von
Einem, Oscar Fritz Schuh und Caspar Neher stehen: das Bestreben, „die
ganzen Strömungen, die in Europa entstanden, jetzt nachholen“ zu wol-
len, von Brecht bis Bergs Wozzeck.19 Für Hans Mahr müssen die Festspiele
„elitär und populär gleichzeitig“ sein, Raritäten und populäre Opern als
TV-Übertragungen schließen sich nicht aus; wichtig auch „die Notwendig-
keit der direkten, unmittelbaren Präsenz, des Dabeiseins“.20 Temporale und
lokale Erweiterung seien ebenfalls unabdingbar, was durch Benützung al-
ler Medien, einschließlich der sozialen Netzwerke gewährleistet werde. Da-
mit verbindet sich allerdings auch ein inhaltlicher Anspruch: „Die Fest-
spiele müssen politisch sein“, fordert Mahr:
Sie müssen sich gesellschaftspolitisch was trauen, existierende Kon-
flikte aufgreifen, sich damit auseinandersetzen, provozieren, ver-
söhnen, einfach Flagge zeigen. Das kann man direkt im Festspiel-
programm machen oder im Rahmen der Festspiele, wie das Daniel
Barenboim mit seinem West-Eastern-Divan Orchestra gemacht
hat. Aber auch die Eröffnungsredner bei den Festspielen können da
eine größere Rolle spielen. […] Kunst muss immer mutig und wird
auch immer politisch sein.21
Des Weiteren wurde betont, dass die Festspiele „einen Grund, eine
Seele“ haben müssen.22
18 Gerard Mortier, „Kunst als Notwendigkeit und Zukunftsvision“, in: Michael Fischer,
ed., Die Festspiele. Wirklichkeit, Deutung, Zukunft (Salzburg: Residenz, 2012), 62:
„Es ist eine geistige Strömung, die stets auf das Bewahren der großen kulturellen
Werte Europas gerichtet ist. Und es ist dieses Denken, das sich mit Hofmannsthal
bei den Salzburger Festspielen durchgesetzt hat.“
19 „Man muss diesen Versuch, alles „Versäumte“ nach Salzburg zu holen, in seiner
großen Bedeutung sehen, wenn wir von der Zukunft der Salzburger Festspiele re-
den wollen. Denn es gab da eine völlige Neuentwicklung.“ Gerard Mortier, „Kunst
als Notwendigkeit und Zukunftsvision“, 63.
20 Hans Mahr, „Festspiele 3.0“, in: Michael Fischer, ed., Die Festspiele. Wirklichkeit,
Deutung, Zukunft (Salzburg: Residenz, 2012), 90.
21 Hans Mahr, „Festspiele 3.0“, 92f.
22 Eleonore Büning, „Die Festspiele als Traditionshüter und Trendsetter? Drei Bemer-
kungen dazu“, in: Michael Fischer, ed., Die Festspiele. Wirklichkeit, Deutung, Zu-
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ab: Internationalität, das Spannungsfeld zwischen elitär und populär und
auch der politische Anspruch wurden mehrfach angesprochen.
Gerard Mortier skizzierte in die großen Entwicklungen der Salzbur-
ger Festspiele, wobei er einerseits den bereits bei Hofmannsthal auf ein Be-
wahren ausgerichteten Europagedanken betonte.18 Des Weiteren betont
er die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg, für die Gottfried von
Einem, Oscar Fritz Schuh und Caspar Neher stehen: das Bestreben, „die
ganzen Strömungen, die in Europa entstanden, jetzt nachholen“ zu wol-
len, von Brecht bis Bergs Wozzeck.19 Für Hans Mahr müssen die Festspiele
„elitär und populär gleichzeitig“ sein, Raritäten und populäre Opern als
TV-Übertragungen schließen sich nicht aus; wichtig auch „die Notwendig-
keit der direkten, unmittelbaren Präsenz, des Dabeiseins“.20 Temporale und
lokale Erweiterung seien ebenfalls unabdingbar, was durch Benützung al-
ler Medien, einschließlich der sozialen Netzwerke gewährleistet werde. Da-
mit verbindet sich allerdings auch ein inhaltlicher Anspruch: „Die Fest-
spiele müssen politisch sein“, fordert Mahr:
Sie müssen sich gesellschaftspolitisch was trauen, existierende Kon-
flikte aufgreifen, sich damit auseinandersetzen, provozieren, ver-
söhnen, einfach Flagge zeigen. Das kann man direkt im Festspiel-
programm machen oder im Rahmen der Festspiele, wie das Daniel
Barenboim mit seinem West-Eastern-Divan Orchestra gemacht
hat. Aber auch die Eröffnungsredner bei den Festspielen können da
eine größere Rolle spielen. […] Kunst muss immer mutig und wird
auch immer politisch sein.21
Des Weiteren wurde betont, dass die Festspiele „einen Grund, eine
Seele“ haben müssen.22
18 Gerard Mortier, „Kunst als Notwendigkeit und Zukunftsvision“, in: Michael Fischer,
ed., Die Festspiele. Wirklichkeit, Deutung, Zukunft (Salzburg: Residenz, 2012), 62:
„Es ist eine geistige Strömung, die stets auf das Bewahren der großen kulturellen
Werte Europas gerichtet ist. Und es ist dieses Denken, das sich mit Hofmannsthal
bei den Salzburger Festspielen durchgesetzt hat.“
19 „Man muss diesen Versuch, alles „Versäumte“ nach Salzburg zu holen, in seiner
großen Bedeutung sehen, wenn wir von der Zukunft der Salzburger Festspiele re-
den wollen. Denn es gab da eine völlige Neuentwicklung.“ Gerard Mortier, „Kunst
als Notwendigkeit und Zukunftsvision“, 63.
20 Hans Mahr, „Festspiele 3.0“, in: Michael Fischer, ed., Die Festspiele. Wirklichkeit,
Deutung, Zukunft (Salzburg: Residenz, 2012), 90.
21 Hans Mahr, „Festspiele 3.0“, 92f.
22 Eleonore Büning, „Die Festspiele als Traditionshüter und Trendsetter? Drei Bemer-
kungen dazu“, in: Michael Fischer, ed., Die Festspiele. Wirklichkeit, Deutung, Zu-
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