Page 31 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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neue musik auf österreichischen bühnen ...

senz von Komponistinnen ein besonderer Nachholbedarf geortet.35 Am
Programm stand u.a. das ein Jahr zuvor bei der Münchner Biennale urauf-
geführte Musiktheater in 4 Szenen One Woman Oper (2009), komponiert
von Irinel Anghel, Juliane Klein, Charlotte Seither und Carola Bauckholt,
des Weiteren Blond unter Aufsicht (Musiktheater, 2003) von Sonja Breuer
(Idee, Text, Regie) und Paul Engel (Musik) sowie 2013 das experimentelle
Musiktheater Abstrial der Komponistin und Performerin Pia Palme.

Zur Kontextualisierung der bisherigen Ergebnisse im internationalen
Musikbetrieb kann die Wissenschaft herangezogen werden, die sich bereits
mehrfach mit der zeitgenössischen Oper kompositions- und rezeptionsge-
schichtlicher Sicht beschäftigt hat. Paul Griffiths betont die im Vergleich

tet haben werden. Das sind sie ja gewöhnt. Hier bitte ist dieser Raum, aber besser,
er bleibt verborgen wie die Leistungen der Frau, die das Obszöne schlechthin sind,
denn sie sind da, aber man sieht sie nicht, und man soll sie nicht sehen. Man soll nur
ihre Ergebnisse sehen, nicht wie es zu ihnen gekommen ist. Sie tauchen im Bruttoin-
landsprodukt eines Landes nicht auf, diese Arbeiten der Frauen. Sie, diese Leistun-
gen, sind das, was verdeckt stattzufinden hat, so wie ja auch die Genitalien der Frau
glücklicherweise verdeckt sind und nach innen führen, nicht repräsentationsfähig
sind, auch nicht kunstfähig, wie Freud sagt, der nur das Flechten und das Weben
als originär weibliche Kulturtechniken gelten lassen wollte, ja, das Flechten und das
Weben, das ham sie uns gegeben. Das Schreiben und das Lesen, ist stets der Män-
ner Fach gewesen. Da haben sich die Frauen also ihre Wiese, ihre Lichtung, freige-
sprengt, unter immensem Druck von Meisseln, Hämmern und Worten im öffentli-
chen Raum, der ihnen ja auch nie gehört hat, und den sie sich erst haben erkämpfen
müssen, und dann lichtet sich erst mal gar nichts. Kein Vorhang kann hochgehen,
nur der Hut kann einem hochgehen dabei, denn was den Frauen da gegeben wor-
den ist, soll ihnen gleichzeitig vorenthalten werden, aber nicht damit es länger vor-
hält, im Gegenteil, sondern damit es gleichzeitig da ist und weg ist. Also das Offene
bleibt sowieso verweigert, denn die Frau ist zu dem, was sich im öffentlichen Raum
abspielt, nicht zugehörig, daher muß sie immer auf sich verweisen, indem sie dau-
ernd an sich selbst zurückverwiesen wird, vielleicht kann man sagen zurückgewor-
fen. Im Fall des Raums, den sie da bekommen und schon wieder beinahe genommen
bekommen hat, wenn nicht ein Wunder geschieht, kann man auch sagen: hinaus-
geworfen, enteignet.“ Elfriede Jelinek, „Frauenraum“ (Eröffnungsrede, Kosmosthe-
ater 15. 05. 2000, online verfügbar unter http://www.kosmostheater.at/cgi-bin/page.
pl?id=9;lang=de, zuletzt abgefragt am 27.08.2018).
35 „Vor allem in der Musik gibt es in Österreich einen großen Nachholbedarf dem Pu-
blikum das großartige Schaffen von Musikerinnen und Komponistinnen vorzu-
stellen, Hörgewohnheiten zu verändern und das Auditorium mit den vielseitigen,
historisch gewachsenen Diversifikationen weiblichen Musikschaffens zu konfron-
tieren. Kosmostheater hat sich auch als offener Konzert- und Klangraum für öster-
reichische und internationale Musikerinnen aus den unterschiedlichen Genres, un-
ter besonderer Berücksichtigung von Musikerinnen aus den Bereichen der Neuen
Musik und der New Electronics präsentiert.“ Kosmostheater, online (http://archiv.
kosmostheater.at/kunst.asp?Schlagwort=Musik, zuletzt abgefragt am 27.08.2018).

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