Page 86 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju
rantie verlangen, „daß das Theater bleibt als was es von seinen Gründern
geplant war, ein deutsches Schauspielhaus.“54
Rainer Simons seinerseits erklärte in einem offenen Brief, daß er den
katastrophalen Geschäftsstand des Theaters nicht hätte erkennen können
und blieb bei seiner Forderung.55
Das Deutsche Volksblatt, das Simons’s Brief ebenfalls abdruckte, for-
derte, man müsse die Entscheidung davon abhängig machen,
ob Herr Rainer Simons willens ist, an dem bei Gründung des The-
aters aufgestellten Programm, ,Schaffung eines deutschen juden-
reinen Theaters‘, festzuhalten, oder ob er beabsichtigt, sein Theater
der über die übrigen Theater herrschenden jüdischen Clique auszu-
liefern. [...] Beide Parteilager, die Antisemiten und die Juden, haben
ein lebhaftes Interesse daran, zu wissen, wessen sie sich von dem
neuen Direktor zu versehen haben, ob nach Mendelssohns ,Som-
mernachtstraum‘ dann Meyerbeer und die Ludassys, Friedmanns,
Engels und Buchbinders folgen sollen, oder ob diesen Elementen
der Zutritt zur Bühne des Jubiläumstheaters verschlossen bleiben
soll.56
Noch dicker trug das „Deutsche Volksblatt“ seinen Antisemitismus
eine Woche später auf:
Während die jüdischen Blätter über die jüngsten Vorgänge im Ju-
biläumstheaterverein schweigen und nur einfach die Ausschuß-
beschlüsse publizieren [...], offenbar, um die Anteilscheinbesitzer
nicht darauf aufmerksam zu machen, daß sie noch Gelegenheit ha-
ben, ihre Rechte zu wahren, wenn sie nur fest zusammenstehen, be-
ginnt die antisemitische Presse allmählich [...] Stellung zu nehmen.
[...] die, Reichspost‘ [...] erhebt energisch die Forderung, daß der Di-
rektor verpflichtet werde, so wie es früher war, keine Judenstücke
aufzuführen und keine jüdischen Kräfte zu engagieren.
Und sie zitiert „eine mit der Sachlage sehr vertraute Persönlichkeit“,
der „bei den Verhandlungen zwischen den beiden Direktoren“ die „Ver-
mittlerrolle übernommen“ hatte und Simons „über die Frage des angeblich
antisemitischen Standpunktes dieses Theaters“ folgendes sagte:
54 Deutsches Volksblatt Nr. 5313, 21. Oktober 1903, S. 11.
55 Illustriertes Wiener Extrablatt Nr. 289, 21. Oktober 1903, S. 3.
56 Deutsches Volksblatt Nr. 5314, 22. Oktober 1903, S. 9.
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rantie verlangen, „daß das Theater bleibt als was es von seinen Gründern
geplant war, ein deutsches Schauspielhaus.“54
Rainer Simons seinerseits erklärte in einem offenen Brief, daß er den
katastrophalen Geschäftsstand des Theaters nicht hätte erkennen können
und blieb bei seiner Forderung.55
Das Deutsche Volksblatt, das Simons’s Brief ebenfalls abdruckte, for-
derte, man müsse die Entscheidung davon abhängig machen,
ob Herr Rainer Simons willens ist, an dem bei Gründung des The-
aters aufgestellten Programm, ,Schaffung eines deutschen juden-
reinen Theaters‘, festzuhalten, oder ob er beabsichtigt, sein Theater
der über die übrigen Theater herrschenden jüdischen Clique auszu-
liefern. [...] Beide Parteilager, die Antisemiten und die Juden, haben
ein lebhaftes Interesse daran, zu wissen, wessen sie sich von dem
neuen Direktor zu versehen haben, ob nach Mendelssohns ,Som-
mernachtstraum‘ dann Meyerbeer und die Ludassys, Friedmanns,
Engels und Buchbinders folgen sollen, oder ob diesen Elementen
der Zutritt zur Bühne des Jubiläumstheaters verschlossen bleiben
soll.56
Noch dicker trug das „Deutsche Volksblatt“ seinen Antisemitismus
eine Woche später auf:
Während die jüdischen Blätter über die jüngsten Vorgänge im Ju-
biläumstheaterverein schweigen und nur einfach die Ausschuß-
beschlüsse publizieren [...], offenbar, um die Anteilscheinbesitzer
nicht darauf aufmerksam zu machen, daß sie noch Gelegenheit ha-
ben, ihre Rechte zu wahren, wenn sie nur fest zusammenstehen, be-
ginnt die antisemitische Presse allmählich [...] Stellung zu nehmen.
[...] die, Reichspost‘ [...] erhebt energisch die Forderung, daß der Di-
rektor verpflichtet werde, so wie es früher war, keine Judenstücke
aufzuführen und keine jüdischen Kräfte zu engagieren.
Und sie zitiert „eine mit der Sachlage sehr vertraute Persönlichkeit“,
der „bei den Verhandlungen zwischen den beiden Direktoren“ die „Ver-
mittlerrolle übernommen“ hatte und Simons „über die Frage des angeblich
antisemitischen Standpunktes dieses Theaters“ folgendes sagte:
54 Deutsches Volksblatt Nr. 5313, 21. Oktober 1903, S. 11.
55 Illustriertes Wiener Extrablatt Nr. 289, 21. Oktober 1903, S. 3.
56 Deutsches Volksblatt Nr. 5314, 22. Oktober 1903, S. 9.
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