Page 73 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2025. Glasbena interpretacija: med umetniškim in znanstvenim┊Music Interpretation: Between the Artistic and the Scientific. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 8
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die etwas andere „wiener schule“: eduard steuermann und seine lemberger schüler
1950er Jahre trat er vor allem in Westdeutschland wieder aktiv auf. Gimpel
konzertierte allein in drei Jahren sechsmal mit den Berliner Philharmoni-
kern, 1975 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Gleichzeitig er-
hielt er den Ben-Gurion-Preis des Staates Israel für sein Lebenswerk. 1961
trat der Pianist ein einziges Mal in Polen auf, welches er trotzdem immer
als seine Heimat bezeichnete.
Der eigentliche Konzerterfolg in den USA gelang Jakob Gimpel erst
nach seinem Auftritt in Los Angeles mit dem Dirigenten Zubin Mehta im
Jahr 1968. Viele Jahre war der Musiker unter anderem auch als Professor an
der University of California tätig. Er gilt als wahrer Intellektueller, als ein
Mann von enzyklopädischem Wissen. Zu seinen Freunden zählten Ernst
Toch, Ernst Krenek, Lіon Feuchtwanger und Henry Miller. Sein Leben lang
war er zutiefst mit seinem jüngeren Bruder Bronislaw seelisch verbunden.
Auch mit E. Steuermann verband ihn eine langjährige Freundschaft.
Der in Lemberg in einer relativ einfachen Händlerfamilie – die ein-
zige Information über David Münzer, den Vater künftige Pianisten, fin-
den wir im Lemberger Adressbuch von Jahr 1914, wo er als Händler in der
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Bernsteinstraße (heutiger Scholem Alejchem Straße), 6 gemeldet wurde
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im Jahr 1901 geborener Leopold Münzer erhielt seine musikalische Aus-
bildung an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst, wo er
1917–1919 in der Klasse von Jerzy Lalewicz studierte. Im Jahr 1901 geboren,
absolvierte Leopold Münzer seine musikalische Ausbildung an der Wie-
ner Akademie für Musik und darstellende Kunst, wo er von 1917 bis 1919
in der Klasse von Jerzy Lalewicz studierte. Als J. Lalewicz 1919 endgültig
nach Lemberg zog, folgte Münzer seinem Professor und setzte seine Aus-
bildung bei ihm im Konzertkurs des Konservatoriums der Polnischen Mu-
sikgesellschaft (1919–1920) fort. 1920 übersiedelte Münzer erneut nach Wien
und begann, bei Eduard Steuermann privat zu studieren. Gleichzeitig star-
tete er seine erfolgreiche Karriere als Konzertpianist. In dieser Zeit entwi-
ckelte L. Münzer, offensichtlich nicht ohne Einflüsse seines Lehrers, seine
besondere Affinität für die Neue Musik. Er kam auch zu näherem Kontakt
mit Hanns Eisler und durfte im Jahr 1925 seine Klaviersonate op.1 in Paris
19 Franz Reichmann, Księga Adresowa Król. Stoł. Miasta Lwowa: rocznik ośmnasty
[Adress- und Geschäfts-Handbuch der Landeshauptstadt Lemberg: Achtzehnter
Jahrgang] (Lemberg: Grafia, 1914), 283.
20 Leon Tadeusz Błaszczyk, Żydzi w kulturze muzycznej ziem polskich w XIX i XX w.
Słownik biograficzny [Juden in der Musikkultur Polen im 19. und 20. Jahrhundert.
Biographisches Wörterbuch] (Warszawa: Stowarzyszenie Żydowski Instytut Histo-
ryczny w Polsce, 2014), 181.
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