Page 193 - Vinkler, Jonatan, in Jernej Weiss. ur. 2014. Musica et Artes: ob osemdesetletnici Primoža Kureta. Koper: Založba Univerze na Primorskem.
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Leben und Leiden
der Deutschen Akademie für Musik
und darstellende Kunst in Prag
der Zwischenkriegszeit
Jitka Bajgarová, Praga/Praha
Zur Entstehung der Deutschen Akademie für Musik und darstellende
Kunst in Prag kam es nach dem Weggang der deutschen Pädagogen
und Studenten von dem bis dahin zweisprachigen Prager Konserva-
torium nach dessen Verstaatlichung im Jahre 1919. Der Grund des Zerwürf
nisses war anfangs offenbar nicht die Verstaatlichung selbst, sondern die
Einführung der tschechischen Sprache als der einzigen Unterrichtssprache
(womit die Herausgabe lediglich tschechischer Zeugnisse zusammenhing),
welcher sich die deutschen Studenten und Professoren zu fügen ablehnten.
Die Absetzung des tschechischen und deutschen Teils voneinander kann
man jedoch für eine Folge der bereits jahrzehntelang verlaufenden Trennung
des tschechischen und deutschen Musiklebens in Prag (und somit in den böh-
mischen Ländern) überhaupt halten. Unter den Amtsdokumenten des Mini-
steriums für Schulwesen und Volksbildung befindet sich u.a. ein mit dem
20. Januar 1920 datierter Gesuch der deutschen Studenten um die Bewilli-
gung einer deutschen Wandzeitung mit Informationen zum Studium.2 Das
Rektorat des Konservatoriums hatte im Prinzip keinerlei Einwände gegen
zweisprachig abgefasste Aushänge und gab es auch den Vertretern der deut-
schen Studentenschaft zur Kenntnis, dennoch – wie im Brief des Rektorats
des Konservatoriums vom 21. Februar 1920 an das Ministerium für Schulwe-
sen und Volksbildung zu lesen ist –
1 Mit der diesbezüglichen Forschung wurde bereits begonnen, die Hauptquelle für den vorliegen-
den Beitrag waren Schriften aus dem damaligen Ministerium für Schulwesen und Volksbildung
(Ministerstvo školství a národní osvěty), die im Nationalarchiv (Národní archiv) in Prag (Archiv-
ní 6, Praha-Chodovec) im Fonds Nr. 33 deponiert sind (unter der Bezeichnung „Praha, Akademie
hudební německá“), Inventar 587a/b, Karton 3421.
2 Národní archiv, Inventar 587a/b, Karton 3421, Schrift Nr. 3975/20.
leben und leiden der deutschen akademie für musik ... 191
der Deutschen Akademie für Musik
und darstellende Kunst in Prag
der Zwischenkriegszeit
Jitka Bajgarová, Praga/Praha
Zur Entstehung der Deutschen Akademie für Musik und darstellende
Kunst in Prag kam es nach dem Weggang der deutschen Pädagogen
und Studenten von dem bis dahin zweisprachigen Prager Konserva-
torium nach dessen Verstaatlichung im Jahre 1919. Der Grund des Zerwürf
nisses war anfangs offenbar nicht die Verstaatlichung selbst, sondern die
Einführung der tschechischen Sprache als der einzigen Unterrichtssprache
(womit die Herausgabe lediglich tschechischer Zeugnisse zusammenhing),
welcher sich die deutschen Studenten und Professoren zu fügen ablehnten.
Die Absetzung des tschechischen und deutschen Teils voneinander kann
man jedoch für eine Folge der bereits jahrzehntelang verlaufenden Trennung
des tschechischen und deutschen Musiklebens in Prag (und somit in den böh-
mischen Ländern) überhaupt halten. Unter den Amtsdokumenten des Mini-
steriums für Schulwesen und Volksbildung befindet sich u.a. ein mit dem
20. Januar 1920 datierter Gesuch der deutschen Studenten um die Bewilli-
gung einer deutschen Wandzeitung mit Informationen zum Studium.2 Das
Rektorat des Konservatoriums hatte im Prinzip keinerlei Einwände gegen
zweisprachig abgefasste Aushänge und gab es auch den Vertretern der deut-
schen Studentenschaft zur Kenntnis, dennoch – wie im Brief des Rektorats
des Konservatoriums vom 21. Februar 1920 an das Ministerium für Schulwe-
sen und Volksbildung zu lesen ist –
1 Mit der diesbezüglichen Forschung wurde bereits begonnen, die Hauptquelle für den vorliegen-
den Beitrag waren Schriften aus dem damaligen Ministerium für Schulwesen und Volksbildung
(Ministerstvo školství a národní osvěty), die im Nationalarchiv (Národní archiv) in Prag (Archiv-
ní 6, Praha-Chodovec) im Fonds Nr. 33 deponiert sind (unter der Bezeichnung „Praha, Akademie
hudební německá“), Inventar 587a/b, Karton 3421.
2 Národní archiv, Inventar 587a/b, Karton 3421, Schrift Nr. 3975/20.
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