Page 37 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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neue musik auf österreichischen bühnen ...

mension beschrieben, ist andererseits auch zu betonen, dass beispielswei-
se Luigi Nono, wie es Jürg Stenzl unterstrich, „nie experimentelles Theater“
im Sinn hatte, auch wenn er experimentelle Elemente einbezog. 53

Zusammenfassend kann festgehalten werden: Die von der Wissen-
schaft als gelungen beurteilten Werke, die teilweise auch Eingang ins Reper-
toire fanden, zeichnen sich durch eine gelungene Verbindung von Traditi-
on und Innovation in Hinblick auf die jeweilige Entstehungszeit aus. Die
Gestaltung der Spielpläne, in der die neue Musik nur marginal vertreten
ist, rechtfertigt angesichts der Fülle der genannten Stücke eine mangelnde
Qualität neuer Werke allerdings nicht.

Fallstudien
Will man tiefergehend ergründen, welche Werke an welchen Häuern aus
welchen Gründen gespielt werden, müssen nun Einzelfälle genauer be-
trachtet werden. Ich greife in den letzten Jahren in Österreich gespielte
Stücke von zwei Komponisten und einer Komponistin exemplarisch he-
raus: Werke von Gottfried von Einem, Olga Neuwirth und Thomas Adès.

Gottfried von Einems Opern
Einem genießt 2018 eine herausragende Präsenz auf den österreichischen
Bühnen: Dantons Tod, Der Prozess und Der Besuch der alten Dame sind
in dieser Spielzeit in Wien bzw. im Sommer in Salzburg zu sehen. Dies
ist selbstverständlich Folge des Jubiläumsjahres: Einem würde heuer sei-
nen 100. Geburtstag feiern. Darüber hinaus verweist diese Würdigung auf
Einems Stellung als der österreichische Nachkriegskomponist. In Salzburg
feierte er 1947 mit Danton einen Sensationserfolg, der den damals 29jäh-
rigen international berühmt machte. Danton ist ein Stück, dem mehrfach
bescheinigt wird, damals genau den Zeitgeist getroffen zu haben. Als „Kom-
ponist der Stunde null“ verkörpert Einem das Selbstverständnis der Zwei-
ten Republik, des befreiten Österreichs der Nachkriegszeit, das weitgehend
mit dem der neuen Musik im deutschsprachigen Raum übereinstimmte.
(Siehe dazu auch Borio und Danuser, Im Zenit der Moderne, 358ff.)

Der Uraufführungserfolg von Danton bei den Salzburger Festspielen
verdankte sich wohl auch dem, was Joachim Reiber „potenziertes Anfangs-
glück“ nennt: erstmals wurde bei den Festspielen die Uraufführung einer

53 Jürg Stenzl, „Partielle Einbeziehung des Experimentellen – Luigi Nono und das neue
Musiktheater“, in: Frieder Reininghaus und Katja Scheider, ed., Experimentelles
Musik und Tanztheater (Laaber: Laaber, 2004), 147.

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